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■ EishockeyTeuflisch verspottet

Berlin (taz) – „Ich wollte mit den Devils Meister werden und habe diese Aufgabe nicht erfüllt. Ich nehme die Schuld auf meine Schultern und wünsche dem neuen Trainer viel Glück“, sagte Curt Lundmark bündig, nachdem die Preussen Devils im dritten Play-off-Spiel des Halbfinales sang- und klanglos mit 0:6 gegen die Düsseldorfer EG verloren hatten. Etwas glorioser hatte sich nicht nur der Coach, der die schwedische Nationalmannschaft 1994 zum Olympiasieg führte, den Saisonausklang bei den Berlinern vorgestellt. Mit verschärften Meisterschaftsambitionen gestartet, hatte das Team während der regulären Saison des öfteren exzellentes Eishockey geboten und den zweiten Tabellenplatz hinter Köln belegt. Doch dann vermochte man wieder nicht jene Devise zu beherzigen, die jeder NHL- Profi tagtäglich eingetrichtert bekommt: Die Punktrunde ist nichts, das Play-off alles.

Zum sechstenmal in Folge schieden die Berliner im Halbfinale aus, und die letzten Minuten der Saison 95/96 gerieten ihnen zu einem Spießrutenlaufen der peinlichsten Art. Die 6.000 Zuschauer, die ihr Team trotz der Niederlagen gegen die DEG in den ersten beiden Spielen (5:6, 2:5) mit optimistischem Jubel begrüßt hatten, überschütteten die armen Devils im Schlußdrittel mit Hohn und Spott. „Wir wollen Hannover sehen“, sangen sie, und als Torhüter Merk, wohl von tiefgründiger Verzweiflung getrieben, dem anstürmenden Niederberger bis zur blauen Linie entgegeneilte und dieser ihm den Puck zum 0:4 durch die Beine schob, schallte es giftig von den Rängen: „Das war wieder furchtbar elegant.“

Fast zwei Drittel lang habe das Spiel „in der Schwebe gehangen“, sagte der höfliche DEG-Coach Hardy Nilsson anschließend, doch in Wahrheit offenbarte sich zwischen den geschäftsmäßig kühlen Düsseldorfern und den hektischen Berlinern ein Klassenunterschied wie etwa zwischen Ajax Amsterdam und Borussia Dortmund. Kassels Coach Hans Zach („Die DEG ist den Preussen in allen Belangen überlegen“) durfte sich zu seinem Sachverstand gratulieren, und die Berliner können sich eigentlich glücklich schätzen, daß ihnen weitere Blamagen dieser Art erst mal erspart bleiben.Matti Lieske

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