Einzel : Blainbieter kennen auf „Cleanride“ schöne Instrumentalrock-Ausfahrten
Wenn die Musiker von Blainbieter im Probekeller sitzen, legen sie zur Einstimmung bestimmt erst eine Platte von Savage Republic oder von Scenic auf. Also diese Breitleinwandrocker, die mit ihren epischen Tracks die Weite von Landschaftsstimmungen ausmalen, von der brettebenen Wüste bis zur schroffen Schluchtenschönheit eines Grand Canyons. Ganz so erhaben wollen es Blainbieter dann doch nicht. Dort ist Amerika, und hier ist Berlin, deswegen klingt es auf ihrem aktuellen Album „Cleanride“ (übrigens beim Hamburger Buback-Label erschienen, derzeit wohl erste Berliner Exiladresse für die Plattenpost) eher nach Friedrichshainer Ausfallstraße. Was jetzt überhaupt keine Minderqualität anzeigen soll. Geschickt mogeln sie sich an wirklichen Höhepunkten vorbei. Stur geht es die Straße lang, nur manchmal wird behutsam das Pedal zur Beschleunigung angetippt. Das beruhigende Pochen des Motors. File under: Instrumentalmusik, Gitarrenrock, Postrock. Ein weiterer tapferer Versuch, sich durch die Beharrlichkeit der Monotonie in die Trance zu schunkerln. Die Möglichkeit des Kontrollverlusts durch Überaffirmation von Kontrollregeln. Nur dass sich Blainbieter bei ihrer Arbeit immer noch selbst über die Schulter schauen und vorsichtshalber die Hand an der Bremse halten. Was verblüffenderweise eine plausible Strategie ist. So wird jedenfalls das Pathos im kleinen Format gehalten, die Schönheiten auf dem Weg aber gönnt man sich doch. Überhaupt nichts dagegen habe ich auch, dass hier das Echo der Krautrockabfahrten der Siebziger zu hören ist, ich sag mal Ash Ra Tempel und die freundlichen Süßwaren von Michael Rother. Und weil neben all den Gitarren, Lap-Steels, Mandolinen und Bouzoukis eine Orgel mit dabei ist, gibt es sogar eine feine Spur Soul. Anspieltipp: „Good old schmuh“. Wirklich was für flammende Herzen. Schöne Platte.