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Einigung in Seoul: Verfassung in Sicht

■ Gemeinsamer Entwurf sieht Direktwahl des Präsidenten vor / Regierung geht erneut massiv gegen „linke Kräfte“ vor

Seoul (afp/dpa/ap) - Die regierende Demokratische Gerechtigkeitspartei (DJP) und die oppositionelle Wiedervereinigungspartei (RDP) in Südkorea haben sich am Montag auf mehrere zentrale Punkte einer neuen Verfassung geeinigt, die den Weg für direkte Präsidentschaftswahlen im Dezember ebnen soll. Eine zehnköpfige Kommission beider Parteien wird nun den Verfassungsentwurf ausarbeiten und ihn dem Parlament am 10. September vorlegen. Er sieht eine einmalige fünfjährige Amtsperiode des zukünftigen Präsidenten vor. Gestrichen wurde das Recht des Staatsoberhauptes auf Auflösung des Parlaments. Auf Betreiben der RDP soll in der neuen Verfassung ausdrücklich festgeschrieben sein, daß Militärs nicht in die Politik einsteigen dürfen. Die Entscheidung über das Mindestalter der Wähler soll einer Kommission überlassen werden, die ein neues Wahlgesetz ausarbeiten soll. Die Opposition will das Wahlalter von 20 auf 18 Jahre herabsetzen, um die Großzahl der Studenten in den Wahlgang einzubeziehen, die in wochenlang andauernden Straßenprotesten für die politischen Reformen gekämpft haben. Die Maßnahmen der südkoreanischen Behörden gegen „linke pro–kommunistischen Kräfte“ wurden auch am Montag fortgesetzt. Gegen 50 Studenten und einen oppositionellen Anwalt soll laut Polizei Anklage erhoben werden. Insgesamt wurden seit letzter Woche 160 Personen verhaftet. Die RDP verschob aus Protest gegen die Festnahme von Oppositionellen ein Treffen ihres Präsidenten Kim Young–Sam mit dem Präsidenten der regierenden DJP, Roh Tae–Woo.

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