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Einen Monat Paywall der "New York Times""Bestenfalls eine Pay-Hecke"

Der Traffic auf der NYT-Website ist seit Einführung der Bezahlpflicht zurückgegangen. Kein Wunder, findet die Gründerin der "Huffington Post".

Unbegrenzt lesen? Nicht mehr auf der Seite der "New York Times" . Bild: screenshot/ nyt

Zumindest für Arianna Huffington ist die Sache klar: "Die Paywall der New York Times funktioniert nicht", hatte sie schon am 11. Mai bei einer Konferenz des Online-Händlers Gilt Group eine neue Salve gegen das Blatt abgefeuert. Von einer Bezahl-Wand könne schon gar keine Rede sein, das Ganze sei viel zu löchrig, so Huffington: "Es gibt so viele Ausnahmen, dass man bestensfalls von einer Pay-Hecke, aber nicht von einer Pay-Wall sprechen kann".

Die Gründerin der Huffington Post ist ohnehin überzeugt, dass man nur verlieren kann, wenn aus einer kostenlosen Nachrichtenwebsite eine bezahlpflichtige wird: "Die Menschen sind nun mal seit Jahren daran gewöhnt, ihre Informationen umsonst zu bekommen". Nun sind Arianna Huffington und New York Times Chefredakteur Bill Keller selbst nach den zynischen Maßstäben der Medienglitzerwelt nicht gerade Freunde - und einiges an der Auseinandersetzung ist eher mal persönlich zu sehen.

Keller hatte Huffington in einer Kolumne im New York Times Magazine immerhin vor den Latz geknallt, sie sei die "Queen of Aggregation", die Königin der Anhäufung im Internet, die "entdeckt hat, dass Millionen Menschen kommen, wenn man Promi-Klatsch, Videos mit süßen Kätzchen, unbezahlte Blog-Einträge und Nachrichten anderer Zeitungen" zusammenklatsche und "mit einem linkslastigen Soundtrack versieht". Wer so übereinander denkt, schreibt und spricht, wünscht sich von Herzen alles erdenklich Schlechte.

24,4 Prozent verloren

Fest steht: Nach US-amerikanischen Medienberichten ist der Verkehr auf der NYT-Website seit Einführung der so genannten "metered paywall", also der seit März bestehenden nutzungsabhängigen Bezahlpflicht, im ersten Monat um gut ein Fünftel zurückgegangen. Laut Branchenanalyst ComScore verlor nyt.com bei Page Views 24,4 Prozent. Nach diesen Zahlen sind zwar im gesamten Zeitungs-Website-Markt die Aufrufe rückläufig, der Durchschnitt lag allerdings bei nur 7,5 Prozent.

Unklar ist allerdings, wieviel Geld die seit Einführung der Paywall groß beworbenen neuen Online-Abos einbringen: Bislang legte der Konzern keinerlei konkrete Zahlen vor. Ende April hatte der Konzern stolz verkündet, bereits das 100.000ste Digital-Abo an Mann oder Frau gebracht zu haben. Doch auch bei solchen Rechnungen ist Vorsicht geboten: Zwar wurden bei dieser Zahl die AbonnentInnen der Print-Ausgabe, die automatisch einen Online-Zugang erhalten, herausgerechnet. Doch bislang ist unklar, wer von den neuen Online-Kunden auch nach den ersten, zum Sonderpreis von 99 Cent üppig beworbenen vier Testwochen am Ball bleibt - und dann 3,75 US-Dollar pro Woche zahlt.

Event-Marketing soll's richten

In der Presse werden Analysten zitiert, die eine eher simple Rechnung aufmachen. Wenn der Online-Traffic um 20 Prozent einbräche, bräuchte die New York Times zu den aktuell gültigen Preisen etwa 107.000 Online-Abos, um die Werbeausfälle auszugleichen, heißt es da. Bei einem Abo-Preis von 3,75 US-Dollar pro Woche wären das rund 400.000 Dollar.

Relativ unbeachtet buhlt derweil auch die NYT-Printausgabe auf ganz klassische Art und Weise um weitere AbonnentInnen: Der Zeitungskonzern setzt statt dem früher üblichen Telefonmarketing jetzt immer stärker auf Event-Marketing. Bei großen Veranstaltungen, Konferenzen, Sportwettkämpfen ist die New York Times mit Werbeständen und üppigen Sonderangeboten vertreten.

Auf 850 Events präsentierte sich das Blatt 2010, Tendenz für 2011 weiter steigend. Die Zahl der neuen Abos wird sorgsam gehütet - dürfte aber im fünf- bis sechstelligen Bereich liegen. Doch wie in der digitalen Welt sind auch hier Aussagen über den langfristigen Erfolg schwierig: Bei der Blumenschau in Philadelphia warb die NYT mit einem um 50 Prozent ermäßigten Abopreis - für das erste halbe Jahr. Ob danach jemand zum vollen Preis weiterliest, bleibt offen.

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2 Kommentare

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  • MW
    Michael Westhofen

    Du hast für solche Gedankenspiele doch die TAZ..was kommentierst du denn Modelle und Zeitungen die dich nicht betreffen und deren Umfeld du nicht verstehst , nur um deine Ausrichtung auf alles und jeden zu übertragen?

  • D
    deviant

    Das großartige am Internet ist ja, dass für jeden, der eine Mauer baut, fünf andere bereit stehen, um Leitern, Tunnel oder Drahtschneider kostenlos zur Verfügung stellen.

     

    Ich muss zugeben, auch ich bin einer dieser Menschen, die, wenn sie lesen, dass es irgendwo eine Paywall gibt, sich sofort Gedanken machen, wie man sie umgeht - selbst wenn sie gar nicht am eigentlichen Inhalt interessiert sind.

    Gerade bei einer solchen Paywall wie die der NYT stellt sich also zunächst einmal die Frage: "Wie ist die Wall gebaut, damit sie nach einer bestimmten Anzahl Artikeln dicht macht?"

    Gibt es eine Pflicht zum Einloggen und eine daran gebundene Begrenzung? - Mehrere Accounts.

    Ist sie an die IP gebunden? - Einfach Verbindung resetten.

    Arbeitet sie mit Cookies oder dem Cache? - Einfaches Löschen von Cache und/oder Cookies (sollte man sowieso sehr regelmäßig machen).

     

    Nun macht es die NYT einem besonders einfach: Nicht nur reicht es, den Cache zu löschen, es geht gar noch einfacher:

    Durch das Löschen von "?gwh=numbers" in der URL darf man weiterlesen, auch darf man zusätzlich zu den 20 Artikeln pro Monat darf man auf 25 Artikel täglich(!) über die Suche zugreifen, sowie auf eine ungegrenzte Zahl via Blogs, Twitter oder Facebook, was bereits zu einer Zahl von entsprechenden "Aggregators" geführt hat.

     

    Im Prinzip handelt es sich also schlicht um eine sehr, sehr teure Software (~40 Mio US$) um freiwilligen Spendern das Gefühl zu geben, sie wären zum Zahlen gezwungen...

     

     

    Interessieren würde mich also mal der monetäre Vergleich zwischen teurer Paywall mit abschreckender Wirkung und Einbruch der page views und quasi kostenloser Möglichkeit freiwillig guten Gewissens zu Spenden, wie es die taz praktiziert (vielleicht nach einem Monats-, Jahres- und Jahrzehntszeitraum, um zu schauen, ob und wann/bei wievielen Abos sich die Wall amortisiert), Zahlen natürlich hochgerechnet von der taz auf NYT-Niveau...