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Eine muss es uns sagenWill die taz einen Fanclub?

Seit Beginn meines Abos kann ich es mir eigentlich nicht leisten. Ich bekomme die taz mit der Post, also so um 2 Uhr nachmittags, nicht selten auch erst am nächsten oder übernächsten Tag. Der Entschluss, zu kündigen, begleitet mich (nachdem ich die Titten-taz so haarscharf überlebt habe) nun schon wieder einige Monate, etwa seit Beginn der erneuten Rettungskampagne: Da treibe ich alle drei Monate den guten Hunderter auf, den ich eigenlich nicht habe, um jedes Mal irgendwie doch wieder das Abo zu bezahlen, und als herzliches Dankeschön bekomme ich täglich indirekt um die Ohren gehauen, „dass es aber noch lange nicht genug ist“; dass ich als Abonnentin mit ermäßigtem Preis ja eigentlich irgendwie zwar nicht direkt schuld an der Finanzmisere . . ., aber wirklich helfen tue es ja nun auch nicht usw. Grrrrrrrr!

Und als wäre das noch nicht genug, um ein absolut gespaltenes Verhältnis zu „meiner“ Zeitung zu entwickeln, soll ich mich dann auch noch an der täglichen Lobhudelei beteiligen und erklären, dass „taz sein muss, weil ohne sie das Leben nicht lebenswert ist und die deutsche Medienlandschaft armselig wäre“!

Sind die taz-AbonnentInnen zu einem unkritischen Fanclub mutiert, der als Gegenleistung für eine Abopreiserhöhung und Werbeaktionen im Bekanntenkreis mitsingen darf im angestimmten Lied mit dem Text „Wir sind alle so furchtbar anders, und es kostet nur ein Abo, um dazuzugehören“? Wo sind die lauten Stimmen auf der LeserInnenbriefseite, die sich, wie ich z. B., über den immer wiederkehrenden Sexismus in der taz noch aufregen? Wer wird noch sauer, wenn z. B. ausgerechnet in der taz bei der Berichterstattung über Homosexuelle immer noch hauptsächlich schwule Lebensentwürfe herhalten müssen und Lesben wieder mit kurzem Benannt- und Erwähntwerden zufrieden sein müssen? Soll ich die taz lesen, weil ich es toll finde, dass Angela Marquardt gesagt hat, dass die taz wichtig ist, und der Dalai Lama sie ja schließlich auch gut findet? Oder darf ich wieder deshalb taz lesen, weil ich ein streitbares Blatt gut finde, über das ich mich auch immer wieder mal aufregen muss, in der meine Leserinnenbriefe aber gelesen und ab und zu auch abgedruckt werden? Will die taz kritische LeserInnen, die eine streitbare Zeitung haben wollen? Oder lieber einen Fanclub? Im ersten Fall bin ich bereit, auch weiterhin die Kohle fürs Abo zusammenzukratzen. Letzterenfalls werde ich mich dann doch besser verabschieden.

SANDRA DÄXL, MÜNCHEN

Liebe Leserin,

vielen Dank für Ihren Brief. Auch wir würden lieber ganz ohne Rettungskampagnen auskommen. Leider geht das gerade nicht.

Nein, wir wollen keinen Fanclub – auch wenn es uns schon sehr freut, dass sich so viele Menschen finden, die die taz mögen und das auch öffentlich bekunden. Ja, wir wollen streitbare LeserInnen wie Sie, wir sind auf sie angewiesen. Und wenn sich allein diese Qualität der taz-Streitkultur so gut verkaufen ließe, dass es zum Überleben der Zeitung ausreichen würde, dann wäre das sehr gut. Viele Menschen, das beweisen die steigenden Abozahlen seit Beginn der „taz muss sein.“-Kampagne, lassen sich aber erst durch die akute, im Blatt auch ausführlich beschriebene Notsituation der Zeitung zum Abonnement bewegen. Wenn sich die taz wirtschaftlich erholt hat, werden wir Ihnen mit den Abo-Aufrufen nicht mehr auf die Nerven fallen – versprochen! Hoffentlich bleiben Sie uns so lange treu.

Viele Grüße aus Berlin von Stefan Kuzmany ( kuzy@taz.de )

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