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Eine ganz normale Demütigung - Jungfräulichkeitstest bei Studentinnen

Die kriminelle Tat: Plakatieren linksgerichteter Parolen in der Stadt. Die mutmaßlichen Täterinnen: Fünf Studentinnen der Universität Diyarbakir. Polizeiliches Mittel der Wahrheits“Wir haben uns mit Händen und Füßen gegen die Zwangsuntersuchung gewehrt“, berichtet Sakine Fidan, eine der fünf Studentinnen, die in einer Nacht–und–Nebel–Aktion unter dem Vorwurf illegalen Plakatierens von der Polizei in Diyarbakir verhaftet und einem klinischen Zwangstest auf ihre Jungfräulichkeit unterworfen wurde. Seit dem Militärputsch gehört es zur Praxis der türkischen Polizei, bei unverheirateten jungen Frauen, die aus politischen Gründen verhaftet werden, einen Jungfräulichkeitstest zu erzwingen. Im Falle einer entjungferten, politischen „Missetäterin“ kann so politische Kompromittierung mit der Bloßstellung einer sexuell unehrenhaften Frau einhergehen. „Kommunistinnen sind Prostituierte“, heißt es dann in den Schlagzeilen der Boulevardpresse. Die Polizei in Diyarbakir hatte Pech: „Das Hymen ist unversehrt. Zeichen für einen vollzogenen Geschlechtsverkehr konnten nicht festgestellt werden“, heißt es in den ärztlichen Gutachten zu den Studentinnen. Für die Polizeibehörde in Diyarbakir ist die Zwangsuntersuchung eine „Präventivmaßnahme“: „Die behaupten doch sonst später, daß sie auf der Polizeiwache vergewaltigt worden sind.“ Auch der Gouverneur von Diyarbakir rechtfertigte gegenüber den sozialdemokratischen Abgeordneten Fuat Atalay und Kamer Genc, die die Polizeipraxis als Verletzung der Menschenrechte bezeichneten, das Vorgehen seiner Polizisten: „Die Mädchen könnten später die Polizei verleumden. Deshalb wird der Jungfräulichkeitstest durchgeführt. Das ist die normalste Sache der Welt.“ INTERVIEW

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