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auf der suche nach der deutschen leitkulturEine Recherche der taz und des KulturRadios Lotte in Weimar*

„Das ist der Potsdamer Platz“

Allan Burn, jüdisch-amerikanischer Zuwanderer in Deutschland, Leader der Musikgruppe „Brave Old World“, zuvor musikalischer Leiter des Bremer Stadttheaters:

Die deutsche Leitkultur im Sinne von Friedrich Merz? Das ist der Potsdamer Platz in Berlin: besessen vom Drang, dynamisch, reich und als Großmacht zu wirken. Die deutsche Kulturindustrie aber setzt dem nichts entgegen. Sie ist zu sehr damit beschäftigt, solche Leitbilder in Frage zu stellen. Es gibt in Deutschland nämlich offensichtlich eine Spaltung zwischen der Kulturindustrie auf der einen Seite und der allgemeinen deutschen Kultur und Politik auf der anderen Seite. Die deutsche Kulturindustrie nämlich ist per se standpunktlos. Die Werte, die überall sonst einfach zur Kenntnis genommen werden, werden in der deutschen Kulturindustrie in Frage gestellt. Dies sieht die Hochkultur in Deutschland als ihre Aufgabe an. Aber kaum jemand in der deutschen Kulturindustrie – am wenigsten Regisseure – haben eine Ahnung, von welchem Standpunkt sie ihre Kritik ausüben. Es gibt hier also keine Leitkultur. Die Kulturindustrie in Deutschland bietet nichts an.

*„Zuwanderer müssen sich der deutschen Leitkultur anpassen“ (Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion)

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