: Eine Ehe für die Kastrierten Philosophen!
Alle heiraten. Wo man hinsieht, werden die Ringe getauscht, die Steuern gespart und der Hafen der Ehe mit neuen Liebesbooten vollgerammelt. Romantik löst Freiheit ab, Hohn verwandelt sich in Gelassenheit, der Liebespulli aus Geilheit und Vertrauen verliert linke für rechte Maschen: Konvention taugt wieder was.
Auch Musiker und Musikerinnen, die uns über die vielen letzten Jahre Beistand geleistet und Trost gespendet haben, als die Hamburger Schule noch eine Ansammlung unverstandener Einzelerscheinungen oder im Knospenszustand waren, tun es jetzt. Was ein bißchen an Hippie-Hochzeiten a la Alice's Restaurant erinnert, wird also jetzt in der Großen (Ende der) Freiheit Hamburger Geschichte. Katrin Achinger und Matthias Arfmann begehen den letzten Abend ohne Ketten mit Fans und Freunden in einem Polterabend-Konzert gemeinsam mit Zion Train.
Die zwei, die als Kastrierte Philosophen mit Einzelprojekten und als Produzenten anderer Gruppen seit 15 Jahren zum Nukleus der Hamburger Szene gehören –, inzwischen eine Kleinfamilie mit Wohnsitz auf dem Land – beenden hier ihre aktuelle Tour, und wir sind der Meinung, daß jeder Schlunz, der nur irgendwie ein Fünkchen musikalischen Lokalpatriotismus besitzt, den beiden ein riesiges Geleit in die ungewisse Zukunft geben sollte. Da die Ordner der Freiheit eure alten Teller und Tassen sicherlich nicht mit in den Saal lassen, raten wir zu Rasseln, Pfeifen, Luftballons oder ähnlichen alternativen Krachmachern. Und Chopins Hochzeitsmarsch vorher auswendig zu lernen, schadet auch nichts. Schalali-Ohe-Glück-Auf!
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