piwik no script img

Einarmige Tischtennis-SpielerinDie Doppelstarterin

Die junge Polin Natalia Partyka spielt einarmig Tischtennis. Bei den Paralympics hat sie bereits Gold. Jetzt wartet Olympia.

Die Nummer 147 der regulären Weltrangliste: Natalia Partyka Bild: dpa

Natalia Partyka ist zwar erst 19 Jahre alt, in Peking kann sie aber bereits einen Titel verteidigen. Vor vier Jahren gewann sie bei den Paralympics in Athen den Tischtennis-Wettbewerb. Bevor sie im September ihren Titel verteidigt, muss sie allerdings noch ein anderes Abenteuer bestehen. Mit der polnischen Mannschaft startet sie heute ins olympische Tischtennis-Turnier.

Damit ist sie die erste behinderte Athletin, die bei diesen Spielen an den Start gehen wird. Ihr folgt nächste Woche die Langstreckenschwimmerin Natalie du Toit aus Südafrika. Im Gegensatz zu dieser hat Partyka allerdings kaum Medaillen-Chancen. In der Weltrangliste ist sie die Nummer 147 - der nicht behinderten Tischtennisspielerinnen - und tritt nur in der Mannschaft an.

Ganz anders hingegen bei den Paralympics: Dort ist Partyka die unangefochtene Nummer 1. Nach dem Ende der Olympischen Spiele wird sie daher in Peking bleiben. Olympia ist für sie aber mehr als nur Vorbereitung auf den Titel: "Für mich ist ein Traum wahr geworden. Das ist ein neuer Anfang", jubelte die junge Polin vor ihrem Olympia-Debüt, nach dem Credo: "Dabei sein ist alles."

Ihr Traum begann im Alter von sieben Jahren, als sie Tischtennis für sich entdeckte. Seit der Geburt fehlt ihr der rechte Unterarm. Sie musste ihre eigene Technik entwickeln. So legt sie den Ball vor jedem Anwurf mit der linken Hand in das Ellenbogen-Gelenk des rechten Arms und schleudert den Ball von dort aus zur Angabe in die Luft. Ihren physischen Nachteil gleicht sie gekonnt aus. Vor allem mit ihrer linken Hand ist sie unglaublich geschickt. Und auch mit dem anderen Problem - der rechte Arm fehlt ihr für das Gleichgewicht - weiß sie umzugehen: "Ich bin zwar nicht so gut in der Körperbalance, habe dafür aber gute Beine." Aufgrund ihrer großartigen Beinarbeit empfindet sie keinen wirklichen Nachteil gegen ihre nicht behinderten Kontrahentinnen: "Am Anfang waren einige Leute verwundert, aber mittlerweile ist es normal, weil mich die Spielerinnen kennen."

Anfang des Jahres schlug sie mit der Singapurerin Li Kiawei zum ersten Mal eine Spielerin der Welt-Top-10. Spätestens seitdem wird sie in der Szene respektiert. Und sie hat noch weitere Ziele: "Ich hoffe, es werden nicht meine letzten Olympischen Spiele sein", sagt sie. In London 2012 plant sie, auch im Einzel anzutreten.

Bei den Paralympics will sie mindestens die Ausbeute aus Athen wiederholen: Gold im Einzel, Silber in der Mannschaft. Es werden ihre dritten Spiele sein. Schon bei den Spielen im australischen Sydney 2000 nahm sie teil - als jüngste Sportlerin aller Zeiten. Damals war sie elf Jahre alt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!