: Ein magerer Abschluß
■ ÖTV in Sorge um die deutsche Wirtschaft.
Welcher Teufel maßloser Bescheidenheit hat die Verhandlungsführer/innen der öffentlichen Arbeitnehmer geritten? 3,4 kaum. Können die Gürtel öffentlicher Arbeitnehmer wirklich beliebig eng geschnallt werden? Oder hat „Frauensolidarität“ mit der niedersächsischen Wirtschaftsministerin Birgit Breuel die ÖTV–Vorsitzende Monika Wulf–Mathies bewogen, ohne Not schon jetzt einem dermaßen bescheidenen Tarifabschluß zuzustimmen. Die Angst vor dem weitgehend demontierten Innenminister Zimmermann kann es nicht gewesen sein. 6 zu Beginn der Tarifverhandlungen gefordert. Gerade so, als hätte sich das Problem der Arbeitslosigkeit seit der letzten Bundestagswahl von selbst gelöst. Oder hatten die öffentlichen Arbeitgeber gedroht ans Eingemachte zu gehen, und sich an der großzügigen Renten– und Sozialzulagenregelung des Manteltarifvertrags zu vergreifen. Monika Wulf–Mathies, die Verhandlungsführerin für die Arbeitnehmer, war zum Schluß der Tarifverhandlungen fast ausschließlich von der Sorge um die Stärkung der Binnenachfrage nach Konsumgütern aus deutscher Produktion erfüllt. In der Schwestergewerkschaft, der IG Metall, rumort es allerdings. Wofür deren tägliche Warnstreiks und Demonstrationen für eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit, weshalb freiwilliger Verzicht auf das Zubrot massenhafter Überstunden, wenn andere den Deal am Verhandlungstisch bereits abgemacht haben? Die Verhandlungsführer aus IG Metall und IG Druck und Papier werden es jedenfalls schwer haben, ihren Verhandlungsgegnern jetzt noch andere Lohnabschlüsse oder gar Zugeständnisse bei der Arbeitszeitverkürzung abzuluchsen und den Flexibilisierungsforderungen der Arbeitgeber zu trotzen. Der Vorwurf der Maßlosigkeit wird sie bis zum Abschluß der eigenen Tarifverhandlungen begleiten. Dietrich Willier
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