: Ein bißchen viel Behördennähe
■ Zoff ums Stadtteilbüro Dulsberg / Drei Frauen gehen
Ortsamtsleiter Hans-Werner Nebel nennt es eine „überzogene Kampagne“, die gegen das Stadtteilbüro Dulsberg gefahren werde. Drei von sechs Mitarbeiterinnen scheiden dort zum Jahresende aus. Damit sei das Büro „auseinandergeflogen“, wie Ortspastor Martin Körber es nennt - „bedauerlich für den Stadtteil“. Dem Büro erhalten bleibt der bisherige Leiter Hubert Losch.
Seit Monaten schwelt unter den MitarbeiterInnen - zwei Männern, vier Frauen - ein Machtkampf. In einem der taz vorliegenden Positionspapier machen drei Mitarbeiterinnen - eine Psychologin, eine Kulturmanagerin und eine Verwaltungskraft - den Soziologen Losch dafür verantwortlich, daß die „Entwicklung interdisziplinärer Ar-beitsstrukturen“ gescheitert sei.
Das Büro wurde 1993 als Modellprojekt der Senatspolitik „Soziale Brennpunkte“ eingerichtet. Mit dem Aufbau wurde der ehemalige Saga-Mann Losch betraut und offenbar überfordert. Die Mitarbeiterinnen werfen ihm vor, ihre „Kompetenz und Fachlichkeit“ grob mißachtet und die Arbeit mehrfach „nachhaltig behindert“ zu haben. So habe Losch zum Beispiel ein ausdrücklich nicht für die Öffentlichkeit vorgesehenes Konzeptpapier des „AK Frauen in Dulsberg“ „an den Bezirk und die Steb weitergegeben“.
Der Vorgang würde die angestrebte Partei- und Behördenferne der Stadtteilbüro-Arbeit nachhaltig in Frage stellen. Insider werfen Büroleiter Losch auch vor, das nach langem Drängen kürzlich vorgelegte „Kommunale Handlungskonzept für den Dulsberg“ in enger Abstimmung mit Ortsamtsleiter Nebel, aber ohne Rücksprache mit seinen Mitarbeiterinnen erstellt zu haben. Losch selbst, derzeit krank, war für die taz für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Undurchschaubar bleibt für die ausscheidenden Frauen, „weshalb die Kündigung von drei Mitarbeiterinnen in Kauf genommen wurde, während nie in Erwägung gezogen wurde, daß auch Losch gehen könnte“. Eine Dulsbergerin sagt dazu: „Hier im Stadtteil hält eine drei- bis vierköpfige Männerclique die Machtpositionen besetzt.“
Hans-Werner Nebel aber beschwichtigt: Das Büro werde jetzt umstrukturiert, was nach Auslaufen des Brennpunkte-Programms zum Jahresende ohnehin notwendig gewesen wäre. fg
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