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Ein bißchen Klimpergeld für die Drucker

■ Tarifpartner in der Druckindustrie einigten sich auf 1,85 Prozent mehr Lohn. Arbeitszeitverkürzungen bis zu fünf Stunden wöchentlich sind möglich. Der Vertrag kam erstmals ohne Schlichter zustande

Frankfurt/Main (AP/AFP) – Die 180.000 Beschäftigten in der Druckindustrie erhalten rückwirkend zum 1. April 1,85 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Darauf einigten sich Arbeitgeber und IG Medien in der Nacht zum Freitag in der zweiten Verhandlungsrunde. Vereinbart wurden zudem Maßnahmen zur Arbeitsplatzsicherung.

Danach darf die wöchentliche Arbeitszeit um bis zu fünf Stunden auf dreißig Wochenstunden gesenkt werden. Im Gegenzug wollen die Unternehmer auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Die IG Medien hatte zunächst Lohnerhöhungen von 5 Prozent gefordert. Die erste Verhandlungsrunde war am 25. März in Düsseldorf ergebnislos vertagt worden. Beide Tarifparteien appellierten gestern an die Betriebe, mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.

Erstmals seit Jahren erzielten die Tarifparteien in der Druckindustrie einen Abschluß, ohne einen Schlichter anzurufen. Arbeitgeber und die IG Medien bezeichneten den Abschluß als Reaktion auf die anhaltend schwierige wirtschaftliche Lage der Branche. „Der Abschluß stärkt die Tarifautonomie“, erklärte der Sprecher des Bundesverbandes Druck, Peter Klemm. „In der Summe sind wir unzufrieden, aber mehr war halt nicht drin“, sagte Hermann Zoller, der Sprecher der IG Medien.

Wie Klemm gestern erklärte, steht es den Druckern künftig frei, bis zu fünf Stunden pro Woche weniger zu arbeiten, und zwar ohne Lohnausgleich. Entsprechende Vereinbarungen würden in den Betrieben getroffen.

Der Vereinbarung zufolge wurde auch die Möglichkeit verlängert, daß bis zu zehn Überstunden ohne Zuschläge geleistet werden. Auszubildende haben außerdem generell Anspruch auf mindestens sechs Monate Weiterbeschäftigung nach dem Ende der Lehre. Beide Tarifparteien appellierten an die Betriebe, möglichst viele Ausbildungsplätze einzurichten. Die Laufzeit des jetzt geschlossenen Tarifvertrages beträgt zwölf Monate.

Nach einer halbjährigen Pause verhandelt die IG Medien seit gestern mittag mit den Zeitungsverlegern wieder über eine neue Struktur der Gehaltstarifverträge für die rund 16.000 Zeitungsredakteure und 2.000 Volontäre.

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