: Ein Wedeklaus in New York
■ Werder Bremen macht eine Spritztour und enthauptet so Rathaus und Umweltbehörde
Als Bürgermeister Klaus Wedemeier seinen Osterurlaub in Spanien abbrechen mußte, nur weil Baggersenator Kunick eine alte Senatsvilla in Schutt legen ließ, da ließ er die Seinen alle Eide schwören: „Wir geloben“, so lautete die Formel, „künftig wenn Wedeklaus ins Flugzeug steigt, nichts zu tun oder gar zu unterlassen, was die Urlaubskreise unseres Ersten abrupt stören könnte.“
Unverhofft kommt oft und so konnte der uns alle Regierende gleich sechs Wochen später zur nächsten Tour starten.
Nun soll ja keine denken, daß Klaus Wedemeier es inzwischen leid ist, ständig die Geschicke der hansestaatlichen Welt zu lenken und deshalb dauernd in die weite Welt flieht. Nein natürlich ruft auch im fernen Amerika die Pflicht. Und das heißt für den Chef des Senats repräsentieren statt regieren
-schließlich heißt er ja auch Präsident des Senats und nicht Regent des Senats.
Und diesmal präsentiert sich Klaus als daß, was er nun mal zu allervörderst ist, als Fan von Werder Bremen. Die schlappen
Kicker dürfen, als Trostpreis für eine völlig verpatzte Saison, ein paar Tage nach New York. Und, nun mal ehrlich, wer wäre da ein geeigneterer Reisepartner als Wedeklaus. Non -stop sei er geflogen, meldet der Senatspressesprecher in Vertretung, Manfred Burgsmüller in seiner Weser Report -Kolumne. Und die Lagerhaus-Gesellschaft hat für das Bremer Schlappen-Ensemble Eintrittskarten für „Cats“ an Land gezogen. Und wenn man schon mal mit Werder-Werbe-Willi fliegt, dann kommt das Ganze natürlich auch viel billiger: Die Lufthansa höchst persönlich sponsert die kleine Spritztour.
Weil es sich nun aber gerade
für einen Bürgermeister nicht ziemt, nur als grün-weißer Schalträger über den Broadway zu bummeln, führt Wedemeier auch noch hochrangige politische Gespräche, zum Beispiel mit Bill von Bredow. Kennen Sie nicht? Macht nichts. Wedemeier vermutlich auch noch nicht.
P.S.: Übrigens: Das Verhältnis zwischen Wedemeier und Evi -Lemke-Schulte scheint tatsächlich nachhaltig gestört zu sein. Anders ist es kaum zu erklären, daß der Bürgermeister dem Eid der Senatorin, in seiner Abwesenheit kein dummes Zeug zu machen, mißtraute und die Senatorin mit zum Fußball nach New York nahm.
roro
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