: Ein Toter nach Anschlag in Israel
Zwei Gruppen übernehmen Verantwortung für das Attentat / Israelische Trauergäste bewerfen arabische Autos mit Steinen / Die Rassistenbewegung „Kach“ plant Angriffe auf Palästinenser ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin
Trotz eines starken Polizeiaufgebotes ist es gestern bei der Beerdigungsfeier für den am Vortag bei einem Bombenanschlag getöteten Israeli in Jerusalem zu Ausschreitungen gekommen. Israelische Trauergäste bewarfen die Insassen mehrerer arabischer Fahrzeuge mit Steinen.
Der 72jährige Israeli war gestern bei einer Bombenexplosion auf dem Jerusalemer Mahane-Jehuda-Markt getötet worden. Neun Personen waren leicht verletzt worden. Für den Anschlag übernahmen gestern gleich zwei Gruppen die Verantwortung: die Schiitenorganisation „Islamischer Heiliger Krieg“ und die palästinensische Dissidentengruppe „Fatah-Intifada“ des pro-syrischen Oberst Abu Mussa.
Nach dem Anschlag herrschte gestern starke Spannung auf dem Markt. Vor dem Platz versammelten sich rund 200 erboste Israelis, die araberfeindliche Parolen riefen. Unter ihnen befanden sich auch Anhänger der „Kach„-Bewegung von Rabbi Kahane.
Die Menge griff mehrere Araber an, die auf dem Markt arbeiteten oder einkauften. Anwesende Fotografen und Kameraleute wurden ebenfalls angegriffen und mußten zum Teil in Krankenhäuser eingeliefert werden. 87 Palästinenser, die sich zufällig in der Nähe des Unglücksortes befanden, wurden sofort festgenommen, mußten nach Verhören aber wieder freigelassen werden.
„Kach“ organisierte am Montag auch eine Demonstration in Rischon Lezion, um ihre Unterstützung für den „geistesgestörten“ siebenfachen Palästinensermörder Ami Popper zu bekunden. Der Polizei liegen Informationen vor, wonach „Kach“ eine Serie von Angriffen gegen die arabische Bevölkerung vorbereitet. Die Organisation fordert, Israel für palästinensische Arbeiter zu sperren, um Arbeitsplätze für jüdische Neueinwanderer aus der UdSSR zu sichern.
Am Wochenende hatten die israelischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände angesichts der massiven Einwanderungswelle ein Anwachsen der Arbeitslosigkeit bis auf 30 Prozent in Aussicht gestellt.
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