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Ein Staatsanwalt schlägt Schaum

■ Über einen Möchte-Gern-Hardliner, der „bisher“ keine Öl-Farbeier kannte

„Farbträger auf einen Polizeipräsidenten zu werfen, daß ist eine Rücksichtslosigkeit ohne gleichen“, schnaubte der politische Staatsanwalt Dieter Rolfsmeyer (47) am Mittwoch in dem Prozeß gegen eine 33jährige Frau. Doch die Angeklagte hatte sich in Rolfsmeyers Augen auch noch aus einem anderen Grund durch das Hervorbringen „einer erheblichen kriminellen Energie“ hervorgetan: Die Farbeier auf den Präsidenten waren mit Ölfarbe gefüllt. Das war Rolfsmeyer „bisher unbekannt“: „Bisher haben sich die Straftäter auf Wasserfarbe und Tomaten beschränkt“, suchte er Glauben zu machen, um für die Angeklagte eine drakonische Strafe von neun Monaten Haft auf Bewährung zu fordern.

Daß Dieter Rolfsmeyer im Kriminalgericht Moabit einer der laut bellenden, aber nicht beißenden Staatsanwälte ist, konnten Angeklagte und Zuschauer natürlich nicht wissen. Rolfsmeyer firmiert unter der Rubrik, „keiner der Schlausten zu sein“. Wie er von seinen Kollegen ausgenutzt wird, zeigte sich, als er im dritten Durchgang des Schmücker-Verfahrens vom 1981 bis 1986 in den Schützengraben geschickt wurde: in ein aussichtsloses Verfahren, in dem schon lange nichts mehr zu retten ist. Aber Drecksarbeit macht Rolfsmeyer nichts aus, solange er nur den Hardliner spielen kann.

Insider wissen zwar schon lange, daß bei Rolfsmeyer nicht so heiß gegessen wie gekocht wird, vor dem wechselnden Szenepublikum in politischen Prozessen vermag er mit seinen Sprüchen jedoch immer noch Eindruck zu schinden: „Erhebliche kriminelle Energie“ und „rechtsfeindliche Gesinnung“, das sind Rolfsmeyers liebste Begriffe. Ob es der Kopf des Polizeipräsidenten ist, den jener nach dem Farbanschlag eine halbe Stunde mit Benzin waschen mußte, oder die mit einer VoBo-Parole besprühte Hauswand, der Sachschaden ist bei Rolfsmeyer immer „immens“. Wenn er den Angeklagten gestern noch eine „besondere kriminelle Energie“ dafür attestierte, daß sie die Parolen bei „Nacht und Nebel“ sprühten, macht er die besondere kriminelle Energie morgen in dem Umstand aus, daß die Farbeier am „hellichten Tag“ auf das Opfer geflogen waren.

Verteidiger haben Rolfsmeyers Auftritten im Laufe der Zeit einen gewissen komödiantischen Aspekt abgewinnen können und reiben sich die Hände, wenn dieser Staatsanwalt im Prozeß den Mund aufmacht. Nach dem vielen Porzellan, das er im Schmücker-Prozeß zerschlug, wird hinter vorgehaltener Hand sogar gewitzelt: „Für die Verteidigung war Rolfsmeyer der beste Mann.“

plu

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