: Ein Mann für Harms
Nachfolge der ins Europaparlament wechselnden niedersächsischen Fraktionschefin ist noch offen. Eine Frau wird es aber wohl nicht werden. Wahltermin Februar
Hannover taz ■ Weit aus dem Fraktionsfenster der niedersächsischen Grünen lehnt sich derzeit keiner. Aber klar ist: Weil Rebecca Harms am Wochenende auf dem Dresdner Parteitag zur Grünen-Spitzenkandidatin bei den Europawahlen am 10. Juni 2004 gewählt worden ist, brauchen die Landtagsgrünen einen neuen Chef. Und der wird im Februar gewählt, weil Harms dann ihr Amt aufgeben möchte.
Harms wird ein wichtiges Wort bei der Wahl ihres Nachfolgers mitreden. Zur Zeit sagt sie jedoch nur: „Die Fraktion bestimmt ihre Spitze.“ Noch sei völlig unklar, wer sie beerben werde. Dass ein Mann Nachfolger der 14 Landtags-Grünen wird, scheint derzeit aber fast sicher. Nur einer der derzeit drei gehandelten Aspiranten sagt: „Ja, das würde ich tun. Ich weiß aber nicht, ob ich gefragt werde.“ Es ist Fraktionsvize Hans-Albert Lennartz. Der 54-Jährige Jurist und innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion kam erstmals 1995 in den Landtag. Vorher war Lennartz Regierungspräsident im Bezirk Hannover. Immerhin ist der Mann mit einer Honorarprofessur an der Universität Kassel politikerfahren. Den Rest könnte er sich mit der Zeit aneignen, meint Lennartz: „Als Rebecca Harms vor fünf Jahren Vorsitzende wurde, war sie politisch auch noch nicht so entwickelt wie heute.“
Wer sich zuerst melde, werde es nicht, betont ein anderes Fraktionsmitglied – und könnte damit gar nicht so falsch liegen. Vielen Grünen aus der realo-dominierten Fraktion ist Lennartz nämlich zu links. Als derzeitiger Fraktionsvize käme auch Enno Hagenah in Frage. Allerdings scheint der Architekt, der seit 1998 im Landtag sitzt, zu wenige Abgeordnete hinter sich zu haben. Angeblich hat sich Hagenah „die Frage auch noch gar nicht gestellt“. Bleibt Stefan Wenzel: Einige räumen dem Haushaltsexperten und Agrarökonom die größten Chancen ein, Nachfolger von Harms zu werden. Wenzel, seit 1998 im Parlament und vorher im Parteivorstand, betont jedoch, derzeit sei es noch „zu früh, Namen zu nennen“.
Falls ein Mann an die Fraktionsspitze geht, scheint klar, dass eine Frau in den Vorstand nachrückt. Dafür sind derzeit drei Bewerberinnen in der Debatte: Schulpolitikerin Ina Korter, Sozialexpertin Ursula Helmhold und Gabriele Heinen-Kljajic, wissenschaftspolitische Sprecherin der Partei. kai schöneberg