■ Ein Mann, das Wasser und der Fisch: „Für die Fische ist das ziemlich derb“
Emrullah Söylenez, Leon Afari, 11 und 8 Jahre, Schüler
Angeln ist eigentlich ganz gut. Da kann man einen Hammerhai fangen. Aber es ist auch ein bißchen Tierquälerei. Angler sind zwar normale Menschen, aber sie sind ein bißchen mies zu der Natur. Die Angler haben's einfach und halten nur die Angel rein. Aber für die Fische ist das ziemlich derb, wenn die da rauskommen.
Johanne Kranitzky, Renate Blanke, 65 und 63 Jahre, Berlin-Besucherinnen
Immer nur dasitzen und warten, bis ein Fisch anbeißt – das ist nichts. Und wenn ich einen habe, schmeiß' ich ihn wieder rein, oder was? Andererseits könnte man mal über sich und die Vergänglichkeit der Welt und der Fische nachdenken, die dann am Ende in der Pfanne landen. Angler sind Männer, die gerne Anglerlatein erzählen. Sie prahlen damit, wie lang und groß und schwer ihr Fisch war, obwohl sie nur ne kleine Makrele gefangen haben.
Jane Kildeskov, 52 Jahre, Kaufmann
Angeln – das ist doch ein Sport, und Sport interessiert mich nicht. Aber das Töten der Fische muß sein, weil viele Menschen vom Fischfang leben, wie bei uns in Dänemark. Ich esse auch gern Fisch und kenne eigentlich niemand, der das nicht tut. Angler sind introvertierte Menschen, die sehr ehrgeizig werden können. Auf solchen Wettkampf hätte ich keine Lust.
Oswald Manitz, 57 Jahre, Angestellter
Schöner Sport, der beruhigt. Das ist so ähnlich, wie hier auf der Bank zu sitzen. Könnte ich eigentlich auch mal probieren, nicht? Aber ich bin ja gar kein Fischesser. Als Sport könnte ich das machen – wär' mal etwas anderes. Aber was mache ich dann mit den Fischen? Die würde ich hier an die Leute verschenken.
Gordon Mitchell, 19 Jahre, Student
Fischen? Da muß ich erst mal mein Hirn ordnen – ich hab' gerade soviel über den Zweiten Weltkrieg gelesen. Das ist ein sehr natürlicher, elementarer Sport – ein Mann, das Wasser und der Fisch, ich erinnere nur an das Buch von Hemingway. Was? Ja natürlich fischen auch Frauen. Es gibt Fischarten, die geschützt werden müssen, wie zum Beispiel Delphine. Andere Arten vermehren sich schnell genug, so daß man sie fangen kann.
Karin Kreuter, 30 Jahre, Studentin
In Berlin ist Angeln überflüssig. Ich hoffe, mein Fisch in diesem Brötchen kommt nicht aus der Spree. Da müßt' ich jetzt mal nachfragen. Mein Mann dürfte kein Angler sein – ich hätte ständig Angst um ihn. Er könnte ja ins Wasser fallen. Angler sind Leute, die ihre Ruhe und Abgeschiedenheit suchen. Sie sind fehl am Platz in Berlin.
Umfrage: Nils Klawitter
Fotos: Bente Geving
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