: Ein Lob von Scherf
■ 50 Jahre Bremer Frauenausschuß
Die obere Rathaushalle war Mittwoch bis auf den letzten Stuhl besetzt - ausnahmsweise einmal nur mit Frauen. Zum 50. Geburtstag des Bremer Frauenausschusses (BFA) waren Frauen aller Altersklassen zusammengekommen, um den Gründerinnen zu gedenken und auf die Errungenschaften anzustoßen, die in den vergangenen 50 Jahren die Gleichberechtigung der Frau voranbrachten.
In seiner Anfangsphase konzentrierte sich die Arbeit des Frauenausschusses vorwiegend auf lebenswichtige Dinge, die in der Nachkriegszeit anstanden. Anna Stiegler, Käthe Popall und ihre fünf tatkräftigen Mitschwestern setzten sich für die Stabilisierung von Brot- und Heizkosten ein und halfen Frauen bei der Beschaffung von Wohnraum. Im Laufe der Jahre verlagerte sich das Aufgabengebiet des Ausschusses, der sich heute als unabhängiger Dachverband für rund 40 Frauenorganisationen versteht. In Zusammenarbeit mit dem Frauenparlamentsausschuß und der Zentralstelle für die Gleichberechtigung der Frau vertritt der BFA die Interessen von Frauen im Bremer Senat und leistet, größtenteils ehrenamtlich, Bildungs- und Informationsarbeit.
Bürgermeister Scherf, der „Hahn im Korb“ lobte die „gute und wichtige“ Arbeit des Frauenausschusses und seiner Gründerinnen. „Sie haben die Männer angetrieben und angepackt in einer außerordentlich schwierigen Zeit. Bemerkenswert fand er, daß die Frauen auf ihrem Weg zur Gleichberechtigung „die Spaltung zwischen alter und neuer Frauenbewegung überwunden haben, und auf überraschend neue, konstruktive Weise zusammengehen.“ „Wir brauchen Sie“, rief er zum Schluß seiner Rede.
Prominentester Gast war Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. In ihrer Rede zur „Gleichberechtigung in den 90er Jahren“ ermutigte sie die Frauen, sich nicht ins Private zurückzuziehen, sondern nach dem Vorbild ihrer mutigen Vorkämpferinnen, ihre Forderungen öffentlich zu vertreten. „Der Ruf nach Frauen gilt auch heute noch. Sagen wir nicht, etwas geht nicht, sondern fragen wir uns, ob es nicht anders gehen kann.“ In die gleiche Kerbe schlug auch Karin Jöns, Abgeordnete des Europäischen Parlaments. Sie kritisierte in ihrem Vortrag zu „Frauen und Europa“ den Einfluß nationaler Regierungen, die der europäischen Gleichstellungspolitik häufig Steine in den Weg legen. „Solange nationale Regierungen weiterhin fast ungehindert ihre Spielchen treiben können, sind auch Rückschritte nicht auszuschließen.“ „Durchhaltevermögen, Zähigkeit und Solidarität sind auf nationaler Ebene gefragt. Und wer wollte behaupten, daß wir Frauen das nicht schaffen.“ ick
Aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des Frauenausschusses gibt es in der Angestelltenkammer, Bürgerstraße 1, eine Ausstellung mit dem Titel „Wir rufen Euch Frauen“.
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