: Ein Feld voller Tretminen
■ Das Leben ist ein einziger Hindernislauf, bei dem es oft... Rumms!
Das Leben ist ein Feld voller Tretminen. Eine Tretmine, das sind diese kleinen, fiesen Dinger, von denen auf dem Todesstreifen 'ne Menge rumlagen. Man sieht, hört und riecht sie nicht, aber wenn man drauftritt, wird man in Millionen von kleinen Teilchen zerfetzt. Kann 'ne ganz schöne Sauerei werden; Blut spritzt in einem Umkreis von 20 Metern, und man sollte sich vorsehen, nicht von Eingeweiden getroffen zu werden. Ich schätze, wenn man so was jemals gesehen hat, ißt man nie wieder Gulasch.
Tja, wie im Leben eben. Man geht vorwärts, einen Schritt nach dem anderen. Gaaanz vorsichtig, und genau dann, wenn man überhaupt nicht damit rechnet – rumms, da ist es passiert, schon wird man wieder die halbe Strecke zurückgeworfen. Man versucht tagtäglich, ihnen auszuweichen, woher soll man wissen, wo sie liegen? Die Antwort ist, sie liegen im Detail. Es hilft nichts, sie umgehen zu wollen. Irgendwann, müßte man meinen, hat man sein ganz persönliches Geld ausgeschöpft. Bis man seinen unglücklichen Fuß auf eine neue setzt.
Die kleinen Scheißdinger. Rumms – ich bedanke mich, daß man mir mal wieder ins Gedächtnis ruft, wie sterblich ich doch bin. Für großes Feingefühl ist leider kein Platz. Jeder muß sich behaupten und seinen Platz in der Rangordnung verteidigen. Das Leben besteht einzig und allein darin, die lieben Mitmenschen zu seinen Gunsten zu beeinflussen und sie quasi als Spähtrupp vorzuschicken, damit man eben nicht – rumms! Was den meisten ja wohl auch bestens gelingt. Manchmal hat man das Gefühl, daß so ein bestimmtes Rumms! nicht für einen selber vorgesehen war. Aber was interessieren unsere Freunde die guten alten Tretminen? Sie freuen sich, wenn sie eine Rolle in meinem Leben spielen dürfen, egal welche, und ab und zu mal eben explodieren und unsere Gehirne in Stücke reißen dürfen. Das Leben wäre so langweilig ohne sie.
Für manche mag das jetzt vielleicht etwas schwer nachzuvollziehen sein, dabei ist dies alles nicht viel komplizierter als die Periodizität der Sinuskurve. Man dreht sich, alles bewegt sich, mal ist der eigene Winkel positiv – mal negativ. Machts 'nen Unterschied? Natürlich nicht. Alles wird einfacher, wenn man die Existenz der Tretminen gar nicht erst verleugnet und sich nicht verwirren läßt. Auch nicht im Hochsommer. Andrea Kratzer
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