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Ein Bett für Nick Cave

Musikfilm Mark Reeder präsentiert seine Westberlin-Erinnerung „B-Movie“ am Mittwoch im Lichtblick

Manche Leute kommen zu Bedeutung, weil sie zur rechten Zeit am rechten Ort waren und den richtigen Leuten begegnet sind. Im Fall des Briten Mark Reeder war dieser Ort Westberlin, und die Zeit waren die Achtzigerjahre. Die Leute, die er dort kennenlernte, waren Musiker, die große Namen werden sollten: Nick Cave, Gudrun Gut, Blixa Bargeld.

Dem australischen Barden Cave bot Reeder vorübergehend ein Zimmer in seiner Wohnung an, für Gudrun Guts Band Malaria! war er der „Manager“, und auch ansonsten scheint er mit fast allen interessanten Musikern der Stadt bekannt gewesen zu sein. Später gründete er mit MFS ein führendes deutsches Trancelabel.

Seine Erinnerungen – und eine Kurzgeschichte Westberlins von der Radikalisierung der Hausbesetzerszene bis zum Mauerfall – hat Reeder im Dokumentarfilm „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin ­1979–1989“ erzählt, der vor allem durch das zusammengestellte Archivmaterial mit Aufnahmen von Stu­dio­sessions der beteiligten Musiker, Abenden in Clubs wie dem Dschungel oder Ufo und reichlich kaputten Stadtansichten mit viel Blick auf die Mauer überzeugt.

Allein für diese nostalgischen Momente lohnt sich schon der Film, zu dem es neben der DVD-Ausgabe mittlerweile auch ein Buch gibt, das passenderweise „B-Book“ heißt und die Filmbilder um eine Vielzahl schöner Fotos von Irokesenfrisuren und anderer Dokumente von Aktionen mit teils bekleideten, teils unbekleideten Menschen ergänzt.

In die allgemeine Rückbesinnung auf die Achtziger als goldenes kaputtes Zeitalter Westberlins passen Reeders Erfahrungen weiter bestens. Am Mittwoch kann man davon sogar noch mehr aus erster Hand geboten bekommen: Im Lichtblick-Kino präsentiert Reeder höchstpersönlich nochmals den Film. In seinen eigenen Worten: „Geil!“ Tim Caspar Boehme

„B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin“, in Anwesenheit von Mark Reeder, 23. 12., 18 Uhr, Lichtblick-Kino, Kastanienallee 77

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