■ Ein 1903 gehängter Revolvermann soll rehabilitiert werden: War Tom Horn unschuldig?
Cheyenne/USA (AP/taz) – Vor 90 Jahren wurde im Wilden Westen ein Revolvermann wegen Mordes an einem 14jährigen Jungen zum Tode verurteilt und gehängt. Jetzt soll ein Gericht in einem Wiederaufnahmeverfahren klären, ob das Urteil zu Recht erging. Der in Rapid Falls im Staat Michigan ansässige Rechtsanwalt Joseph Moch brachte es fertig, einen Richter in Cheyenne im Staat Wyoming zu überzeugen, daß ein Wiederaufnahmeverfahren aus mehreren Gründen angebracht sei. Der Prozeß soll am 16. und 17.September in Cheyenne stattfinden, wo Tom Horn am 20. November 1903 gehängt wurde.
Unter anderem macht Anwalt Moch geltend, daß der später legendär gewordene Revolvermann mit unfairen Mitteln zu einem Geständnis gebracht worden sei. Moch sagte: „Ich halte das für einen jener Fälle in der amerikanischen Geschichte, die es seit langem nötig haben, zurechtgerückt zu werden.“ Nach seiner Ansicht hat das Gericht, das Horn verurteilte, unter anderem außer acht gelassen, daß Horns Revolver ein anderes Kaliber hatte als das Geschoß, mit dem Nickell getötet wurde.
Der Staatsanwalt des Kreises Laramie, Tom Carroll, hingegen ist davon überzeugt, daß das Urteil von damals Bestand haben werde, „weil die Anklage 1902 starke Trümpfe hatte“. Der Fall Tom Horn lieferte Stoff für mehrere Filme, darunter den 1980 mit Steve McQueen in der Titelrolle gedrehten Streifen „Ich, Tom Horn“ (siehe Foto).
Tom Horn war um die Jahrhundertwende herum von Ranchern in Wyoming angeheuert worden, um Viehdieben das Handwerk zu legen. Man beschuldigte ihn, am 18.Juli 1901 den 14jährigen Willie Nickell erschossen zu haben. Der Junge wurde mit einem einzigen Schuß getötet, als er zu Pferde in der Umgebung des Wohnhauses der Familie unterwegs war. Man schloß nicht aus, daß der Anschlag eigentlich seinem Vater galt.
Der Verdacht fiel auf Horn, weil unter den Kopf des Jungen ein flacher Stein gelegt worden war. Auf diese Art pflegte Tom Horn die von ihm erschossenen Verdächtigen zu markieren, um bei seinen Arbeitgebern die Prämie kassieren zu können.
Horn soll 1902 bei einem Trinkgelage in Denver im Staat Colorado mit dem Mord an dem Jungen geprahlt und gesagt haben: „Das war mein bester Schuß und mein schärfster Trick.“ Ein Bundespolizist, U.S. Deputy Marshal John LeFors, brachte Horn später bei einer anderen Sauferei in Cheyenne dazu, die Geschichte zu wiederholen. Was Horn nicht wußte: Im Nebenzimmer saßen Stenographen und schrieben mit.
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