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Eigener Kopf unterm Tuch

betr.: „Jüdischer Appell im Kopftuchstreit“, taz vom 7.12.2002

Ein Dankeschön an den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Bremerhavens, Günter Schmitt, für seine differenzierenden Äußerungen zum Streit um das Tragen von Kopftüchern durch muslimische Lehramts-Studentinnen. Wir kennen die Studentin, die unfreiwillig zum Anlass für diesen bremenweiten Diskurs geworden ist, aus unseren Lehrveranstaltungen und aus persönlichen Gesprächen. In den öffentlichen Äußerungen der meisten Politiker und in den Leserbriefspalten finden wir ihre Person und ihre Motivation zum Tragen eines Kopftuches nicht wieder. Sie stört keine innere Sicherheit und keinen inneren Frieden, sondern freut sich darauf, Kinder zu unterrichten. Nichts, aber auch gar nichts deutet daraufhin, dass sie gegen das demokratische System agitieren beziehungsweise fundamentalistisch indoktrinieren will. Aber sie wäre geeignet, als Subjekt Stellung zu nehmen. Wer ihre Motivation kennenlernen will, muss mit ihr sprechen. Hat das, außer Marieluise Beck, schon mal jemand getan? Es gibt offene Fragen, aber undifferenzierte Ängste und unbelegte Vorurteile sind schlechte Ratgeber für einen ernsthaften Diskurs.

Michael Haag/Brunhilde Marquardt-Mau, Uni Bremen

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