: Ehrliche Versteigerung
■ DDR-Devotionalien unterm Hammer: Schnauferl-Club schlug beim Ausverkauf der ehemaligen DDR zu
Wilmersdorf. Endlich ein ehrlicher Akt und nicht dieser rechtsstaatlich verbrämte Treuhand- Kuhhandel. Auf der ersten Gesamtberliner »Auktion für Geschichte« im Berliner Logenhaus wurde begeistert verramscht, was die Geschichte auf Halde gelegt hat. Die ehemalige DDR zum ersten, zum zweiten und... Für 65.000 DM ersteigerte der Berliner »Schnauferl- Club« das DDR-Paradefahrzeug Tschaika. Allerdings blieb es damit beim Mindestgebot für die Staatskarosse des Ex-DDR-Verteidigungsministeriums. Fast wie im realen Leben: Keiner der müde herumstehenden Käufer zeigte sich leidenschaftlich interessiert an der Konkursmasse. »Ich war überrascht, daß es keine weiteren Gebote für den Tschaika gab«, sagte ein Sprecher des Oldtimervereins enttäuscht. Das schwarze Cabriolet soll nun in einem privatem Museum einstauben.
Weiteres Highlight der Auktion war die Versteigerung der ehemaligen DDR-Staatratsfahne. Die Flagge, die früher vor dem Staatsratsgebäude flatterte, wenn Parteichef Erich im Gebäude war, kam für 3.800 Mark unter den Hammer. Damit hatte es sich auch schon erledigt, mit dem spektakulären Versteigerungsgut. Trotzdem — heiß begehrt bei den internationalen Interessenten waren vor allem die Devotionalien aus dem Fundus des früheren Ministeriums für Staatssicherheit. Ob Genosse Mielke nicht noch Hand auf ein paar Schreibutensilien legen möchte, bevor ihn endgültig der Schlag trifft? Die Sachen ließen sich hübsch verkaufen, die Mauer als Verkaufsschlager ist ja bedauerlicherweise schon bröselweise exportiert. nana
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