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Ehe als „gute Gabe“

■ Nordelbischer Kirche droht die Spaltung wegen Homosexuellen-Diskussion

Wegen der Homosexuellen-Frage droht sich der nordelbische Kirchenkreis zu spalten. Denn in einem vertraulichen Grundsatzpapier schreiben die Bischöfe von Norddeutschland, sie hielten „homosexuelle Lebensgemeinschaften in Pfarrhäusern mit der Leitbildfunktion des Pastors nicht vereinbar.“ Dagegen sei „die Ehe von Mann und Frau Gottes gute Gabe“.

Noch im Juli diesen Jahres hatte die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen erklärt, sie habe gegen schwule und lesbische Paare in Pastoraten grundsätzlich keine Einwände. Doch nun trägt sie die konservative und homosexuellen-feindliche Einstellung ihrer drei Kollegen mit. Und noch im Frühling sprach sich der Lübecker Bischof Karl Ludwig Kohlwage dafür aus, aufgrund neuer Erkenntnisse aus den Humanwissenschaften und der Bibel-Exegese die christliche Beurteilung der Homosexualität neu zu bedenken.

Doch wenn im nächsten Jahr vor der nordelbischen Synode das Thema „Ehe, Familie und andere Lebensformen“ diskutiert wird, könnte es zu einer Kampfabstimmung im Kirchenparlament kommen. Thomas Berard, Vorsitzender der Kirchengewerkschaft VKM, hält eine Spaltung der Kirche aufgrund der Homosexuellenfrage für „sehr gut möglich“. Allerdings würde ein Votum der Synode für Schwule und Lesben im Pfarrhaus nicht viel an der Gesamtsituation ändern. Denn das Pfarrergesetz sieht vor, das „Pastoren nur die Lebensführung in Ehe und Familie“ gestattet ist.

Allerdings wäre durch die kirchliche Zustimmung zu homosexuellen Lebensgemeinschaften ein weiter Schritt getan. Nicht nur die vielen schwulen Pfarrer in Hamburg hätten endlich ihren Segen, sondern auch die weltlichen homosexuellen Paare bekämen Anerkennung. Und die brauchen sie, denn bislang entscheidet die weltliche Macht, das Bundesverfassungsgericht, immer noch schwulen- und lesbenfeindlich.

Annette Bolz

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