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Editorial

Das gesamte Septemberheft von Index on Censorship ist der Unterdrückung der dissidentischen Stimmen in der Volksrepublik China gewidmet. In seinem Einleitungsbeitrag schreibt der chinesische Astrophysiker und Dissident Fang Lizhi: „Die historischen Demonstrationen auf dem Tiananmenplatz haben der Welt die unmißverständliche Wahrheit gezeigt — nämlich daß auch in China die Zeit für Freiheit und Demokratie bald da sein wird.“ Noch herrschen jedoch der chinesische Gulag und die Angst vor ihm. Mindestens 976 Zwangsarbeitslager (vermutlich sehr viel mehr) existieren in der VR China, und einige von ihnen, besonders im Bezirk Xinjiang, sollen mit 50.000 bis 80.000 Insassen belegt sein, davon zehn Prozent politischer Gefangener. Sowohl dort als auch in vielen— den meisten — Gefängnissen sind die Haftbedingungen außerordentlich schlecht.

Aus diesem Grund hat der Text „Meine Haft“ von Dai Qing, von dem hier einige Absätze abgedruckt sind, große Empörung ausgelöst. Die Schriftstellerin und Journalistin, die mit der Demokratiebewegung sympathisierte, hat ihre Haltung gegen beide Lager — Regierung und Opposition — immer wieder verteidigt. Da chinesische Politik entweder zynisch- pragmatisch oder emotional, dabei jedoch ohne große Kenntnis betrachtet wird, ist eine Vorstellung des „Falles“ vielleicht um so angemessener. Uta Ruge

Übersetzung und Auswahl der Texte: Uta Ruge

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