■ Editorial: Der Streik im Osten
Zum ersten Mal seit mehr als 60 Jahren werden voraussichtlich ab kommendem Monat die Metaller in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen in den Streik treten. Bei der Urabstimmung stimmten in dieser Woche zwischen 85 (Sachsen) und 90 Prozent (Mecklenburg-Vorpommern) aller Gewerkschaftsmitglieder für den Arbeitsausstand. Auch die Stahlarbeiter in Ostdeutschland werden sich an dem Streik beteiligen.
Dabei geht es nicht nur um eine Lohnerhöhung um 26 Prozent, die die Arbeitnehmer ein Stück näher an das Niveau der Westtarife führen würde. Die von den Arbeitgebern vorgenommene Kündigung des laufenden Tarifvertrags ist für die Gewerkschaften ein Anschlag auf die Tarifautonomie.
Die IG Metall betrachtet die Aktion der Unternehmer nicht nur als rechtswidrig, sondern sieht darin auch einen ersten Schritt, Branchen- Tarifverträge überall, auch im Westen, auszuhebeln.
Rollback im Zeichen der Krise, diesem Ansinnen wollen sich die deutschen Gewerkschaften entgegenstellen – notfalls, so ihre Drohung, könne der jetzt beginnende Streik auch mehrere Monate andauern. Die Arbeitgeber argumentieren dagegen, ein Arbeitskampf könne vielen der wirtschaftlich schwachen Betriebe in Ostdeutschland den Todesstoß versetzen. klh
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