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■ Ecken entdeckenKurzurlaubsziele in der Region – heute: 25761 Büsum

Das Bremer Umland ist schön, seine Wiesen sind saftig, seine Berge hoch, seine Täler grün, seine Kuhlenden zart, seine Wege weitläufig, sein Wasser klar, sein Himmel mal grau, mal blau, seine Menschen rosig und ihre Geschichten ergiebig. Kommen Sie mit auf die Reise, folgen Sie uns von jetzt an in lockerer Folge ins schönste Land im Norden und lernen Sie unter dem Titel „Ecken entdecken – Kurzurlaubsziele in der Region“ die Geschichten hinter der Geschichte kennen – heute: 25761 Büsum.

Der gemeine Büsumer ist ein bedauernswerter Geselle. Schuld ist der ständige Westwind. Der bläst durch das Norderpiep ins Süderpiep, verwirbelt in Busenwurth mit einer ablandigen Strömung und weht dann um Reinsbüttel rum rein nach Büsum. Das schlägt auf's Gemüt und den Verstand. Der gemeine Büsumer verliert deshalb oft die Orientierung. Fragte man ihn noch neulich nach dem Weg zur Strandhalle, kratzte er sich am Kopf und sagte höchs-tens: „Ööm?“ Unverrichteter Dinge musste man das Weite suchen.

Dabei ist Büsum nicht groß. Büsum ist vielmehr eher klein. Seinen Reichtum verdankt das eher kleine Büsum dem Walfang. Noch heute zeugen goldverzierte und diamantenbesetzte Giebel an alten Kapitänshäuschen von dieser Zeit. Jahrhundertelang gingen Walfänger aus dem eher kleinen Büsum auf große Fahrt und brachten reiche Beute mit. Doch eines Tages drehte der vorherrschende Wind von Ost nach West. Die Büsumer Walfänger fanden den Weg in die Heimat nicht mehr, und die Daheimgebliebenen verloren die Orientierung.

Doch damit ist nun Schluss. Während Bremens Kulturszene noch immer vergeblich auf die Errichtung eines Leitsystems für den Personenkraftverkehr zu den hiesigen Kultureinrichtungen wartet (Kulturmeile -->, Kulturmeile Neustadt <--), hat Büsum unlängst Fakten geschaffen. „Das war eine wegweisende Entscheidung“, sagt Bürgermeister Heinz-Werner Meyerdierks. „Wir Büsumer wissen jetzt, wo's langgeht.“ Zum Beispiel zur Strandhalle, dem Geburtshaus des großen Büsumer Heimatdichters, Landrates und Urgroßvaters des Bürgermeisters, Heinz-Oskar Meyerdierks, wo folgendes Gedicht auf einer perlmuttenen Tafel steht:

Hörnum, Brösum, Amrum

o hör ich diese Namen wieder

Dunsum, Husum, Oldsum

sind's mir Schwestern und auch Brüder

Keitum, Karlum, Risum

o ihr Perlen auf der Perlenschnur

Doch mein Büsum, o mein Büsum

mein Herz das schlägt für Büsum nur.

taz/Fotos: Nikolai Wolff

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