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„Echte“ Punks sind zur Rarität geworden

■ „Wir sehen super aus, und wir ha ben uns was zu sagen“ (Blumfeld)

Die Frage, ob Kleidung Politik ersetzen kann oder Ausdruck politischen Interesses ist, läßt sich ganz einfach am Beispiel der Punks aufzeigen.

Schon seit langem wird das Punkoutfit von sämtlichen Jugendzeitschriften zum ultimativen Trend gehypt. Ein Punk zeichnet sich jedoch nicht dadurch aus, daß er sich die Haare bunt färbt, die Toten Hosen gut findet und die Leute nach 'ner Mark fragt. „Echte“ Punks, die sich ihrer Wurzeln bewußt sind und sich der anarchistischen Lebensweise verschrieben haben, sind zu einer Rarität geworden. Galten die Punks damals, 1979, noch als die typischen VertreterInnen linken Gedankenguts, so sind es heute meist ganz unscheinbare Leute, die versuchen, einer alternativen Lebensweise nachzugehen.

Gar nicht unauffällig dagegen verhalten und (ver)kleiden sich TechnofreundInnen zur jährlich stattfindenden Love Parade, um ihre neuen Verkleidungskunststücke zu testen und sich mitzuteilen, wie sehr sie einander liebhaben. Diese geheuchelte „Heile- Welt-Stimmung“ hat also weder einen politischen Hintergrund, noch bezweckt sie einen solchen.

Damit möchte ich nicht behaupten, daß es keine LiebhaberInnen der elektronischen Musik geben kann, die ihre politischen Gedanken durch synthetisch erzeugte Klänge ausdrücken. Nur haben für mich kommerzielle Events, wie das oben genannte, mit einer politischen Bewegung, das heißt einer Jugendkultur der 90er, wie das Ganze gerne von den Medien für alle Jugendlichen pauschalisiert wird, nichts zu tun.

Kleidung sollte die politische Meinung eines Menschen unterstreichen, aber keinesfalls darf und kann Kleidung Politik ersetzen. Das geschieht schon im Hinblick auf die rechte Gewalt, was den Vorteil mit sich bringt, daß man seinen politischen Gegner auch weiterhin meistens an seinem typischen Outfit erkennt.

Kleider machen Leute – Leute machen Politik, und „fashion victims“ gibt es ja schon genug. Andrea Krülle, 17

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