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Earth Day bei ProSiebenDasselbe in Grün

Der Privatsender ProSieben macht einen auf ökologisch korrekt - und sendet Beiträge über Bio-Schlüpfer. Als Greenwashing kritisieren Umweltschützer dieses Phänomen.

Die wirklich wichtigen Umweltthemen hatte ProSieben gut versteckt - hinter Promis und Trash. Bild: photocase/froodmat

Wie immer: Der Teufel steckt im Detail, auch bei ProSieben. Mittwoch war "Earth Day", und ähnlich wie bei CNN hatte auch der Privatsender aus diesem Anlass sein Logo in grüne Farbe getunkt. Den ganzen Nachmittag über flimmerten sogenannte Ökothemen über die Mattscheibe. Allein - während bei CNN Reportagen und Berichte über Umweltprobleme liefen, servierte ProSieben denselben Quark wie jeden Tag. Nur eben irgendwie auf Busch und Baum getrimmt.

Um 12 Uhr nutzte etwa das Boulevardmagazin "Sam" Ökoschlüpfer als Vorwand, um Mädchen so halbnackt wie möglich zu zeigen, damit "die Männer dahinschmelzen, nicht die Gletscher". Um 15 Uhr nutzten die Dokusoap-Formate dann Outdoor-Kulissen, um Familien zu zeigen, die sich zoffen. Und um 17 Uhr nutzte das Klatsch-und-Trallala-Magazin "Taff" das Umwelt-Engagement als Vorwand, um, klaro: Promis zu zeigen.

Deutlich wurde dabei ein ganz grundsätzliches Problem grüner Themen in den Unterhaltungsmedien: Einerseits ist es natürlich zu begrüßen, dass jene Inhalte nicht in Nischen versauern, sondern in Form von Ecotainment ins Programm der Privatsender rutschen. Andererseits drohen sie dort jedoch zu einer oberflächlichen Imagekampagne zu werden - zu fad schmeckendem Bioboulevard.

Norbert Franck aber freut sich trotzdem: "Es ist auf jeden Fall ein Fortschritt, wenn die Promis in den Klatschmagazinen über Umweltschutz statt über Scheidungen reden", sagt der Sprecher des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Und auch bei ProSieben ist man zufrieden damit, die Umweltthemen zielgruppen- und formatgerecht übersetzt zu haben: "Unsere jungen Zuschauer fühlten sich verstanden und inspiriert; ProSieben hat einen eigenen Weg gefunden, grüne Themen ins Programm zu bringen", so ProSieben-Sprecher Christoph Körfer.

Dieser eigene Weg setzt zumindest am Nachmittag weniger auf Informationen als auf Laienschauspieler und Stars: Bei ProSieben heißt es, man zeige, "wie Promis und Nicht-Promis sich für die Umwelt einsetzen, ohne dabei auf Spaß und Komfort zu verzichten". Und genau an dieser Stelle werden Umweltschützer kritisch: "Ein Problem tritt dann auf, wenn der Eindruck entsteht, Umweltschutz sei ohne Verzicht und finanzielles Engagement zu haben. Denn dann bleibt es meist bei gutgemeinten Lippenbekenntnissen", warnt Norbert Franck vom BUND. Diese Lippenbekenntnisse nutzten der Umwelt nämlich rein gar nichts - den Unternehmen dafür umso mehr.

Als Greenwashing kritisieren Umweltschützer dieses Phänomen der ökologischen Image-Aufbesserung. Seit dem Friedensnobelpreis für Al Gore und der Entdeckung der Lohas als vielversprechende Zielgruppe versäumt derzeit fast keine Marke, sich mit grünen Federn zu schmücken. Anfangs betraf dies vor allem Energieversorger, Autohersteller oder Fluggesellschaften; mittlerweile haben fast alle Unternehmen erkannt, welches Image-Potenzial im Umweltschutz steckt.

Auch bei ProSieben heißt es: "Grün ist trendy" (und nicht etwa klug oder notwendig), und so bemüht man sich nun, der Sendermarke einen ökologischen Anstrich zu verpassen. Umfragen von Marktforschungsinstituten - wie die des Dialego-Instituts aus dem vergangenen November - haben ergeben, dass ökologische Themen für die Mehrheit der Menschen immer wichtiger werden. In der gleichen Umfrage gab allerdings auch jeder Zweite an, grüne Unternehmenskampagnen für "eher unglaubwürdig" zu halten. Was in diesem Fall freilich ganz praktisch ist: Glaubwürdigkeit scheint ja eh kein Kriterium für das aus Promis und Dokusoaps gezimmerte Nachmittagsprogramm bei ProSieben zu sein.

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3 Kommentare

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  • C
    Computer-Mann

    Das ist mal wieder typisch. Anstatt es zu unterstützen, dass sich auch einmal ein deutscher Privatsender mit dem Thema Öko/Bio/Umwelt beschäftigt, wird hier pauschal draufgeschlagen. Natürlich wollen die Stammzuschauer des Senders keinen hundertprozentigen Bruch ihrer Sehgewohnheiten, deswegen finde ich es überaus begrüssenswert, dass man auch versucht Menschen mit dem Thema zu erreichen, die sich sonst damit nicht beschäftigen würden. Eine Holzhammermethode bringt dabei weder den gewünschten Effekt noch nützt sie dem Sender oder der Umwelt. Ausserdem steckt in vielen Köpfen immernoch der Glaube Ökos wären Modemuffel oder Müslifresser. Genau das Gegenteil ist ja der Fall und das haben die Beiträge von SAM und TAFF hervorragend gezeigt. Bio kann auch sexy sein. Man muss also nicht auf seine heiße Unterwäsche verzichten, wenn man die Umwelt schonen will. Zum Thema Galileo hat hier niemand etwas geschrieben. Dazu ist anzumerken, dass dieses Wissensmagazin bereits seit Jahren immer wieder Öko-Themen in unterhaltsamer Weise aufbereitet. Auch Beiträge wie die Umwelt-Doku von Al Gore war vor einiger Zeit auf Pro7 zu sehen, nicht auf den öffentlich rechtlichen Sendern! Ob sich nun der Sender zukünftig intern "grüner" verhält kann man sich jetzt natürlich auch noch fragen. Ich denke schon, denn an die Umwelt denken kann auch Geld sparen. Genau das muss ProSieben momentan. Vorredner Björn mäkelte, dass ProSieben sich in der Vergangenheit für die nicht Bio-Shirts entschieden habe. Für den GreenSeven Day und die an die Mitarbeiter ausgegebenen T-Shirts (die auch die Moderatoren an dem Tag trugen) wurde übrigens bewußt zertifizierte Bio-Ware verwendet. Also liebe Vorredner, wie hat schon Dieter Nuhr so treffend gesagt: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fr++++ halten". Dem Sender wünsche ich viel Glück und hoffentlich mehr grüne Aktionen in diesem Stil. Steter Tropfen höhlt den Stein.

  • JS
    Jack Salinger

    Wenn Braun in wäre, würde Prosieben ihre Logos in braun tauchen. Da braucht man sich nix vormachen. Die nutten jedem Trend hinterher, der ihnen Kohle in ihre gigantischen schwarzen Finanzlöcher bringt. Hatte man schon mal vor 70 Jahren.

  • B
    Björn

    ProSieben hatte mal die Wahl zwischen Biobaumwollshirts und normalen Shirts für ihre "Öko" Ausgabe von Galileo. Leider habe ich vergessen wie diese hieß. Es wurde sich für die konventionellen Shirts entschieden, weil der Preis für die Biobaumwolle ProSieben wohl zu hoch war. Das zum Thema Greenwashing. ;-)