: EWS als „gefährliche Aufgabe“
■ Die EG-Finanzminister wollen noch nicht zum System der festen Wechselkurse zurückkehren / Enge Zusammenarbeit
Brüssel (AP) – Die Finanzminister der Europäischen Gemeinschaft sind gestern erstmals seit der schweren Krise des Europäischen Währungssystems (EWS) Anfang August zusammengekommen. Sie bekräftigten in Brüssel ihre Absicht, die wirtschaftliche und währungspolitische Zusammenarbeit der zwölf EG-Länder weiter auszubauen.
Die Frage einer Rückkehr zum System fester Wechselkurse wurde dagegen äußerst zurückhaltend aufgenommen. Belgiens Finanzminister Philippe Maystadt sagte, es wäre gefährlich, zum alten Prinzip zurückzukehren. Frankreichs Wirtschaftsminister Edmond Alphandery nannte eine Rückkehr zu engen Bandbreiten „eine gefährliche Aufgabe“, die einer sorgfältigen Planung bedürfe.
Nach wochenlangen heftigen Spekulationen auf eine Abwertung insbesondere des französischen Francs hatten die Finanzminister und Notenbankchefs am 2.August in einer Krisensitzung beschlossen, das System fester Wechselkurse innerhalb des EWS mit einer Ausweitung der Schwankungsbreite von 30 Prozent faktisch aufzugeben.
Trotz der aktuellen Probleme waren sich die EG-Minister einig, am strikten Zeitplan für die geplante Wirtschafts- und Währungsunion zum Jahr 1999 festzuhalten. Eine zentrale Rolle bei diesem Integrationsprozeß soll nach ihren Vorstellungen das zum 1. Januar geplante Europäische Währungsinstitut (EWI) spielen.
Um dieses Ziel zu erreichen, sei es allerdings notwendig, die Wirtschaft wieder zu beleben und neue Arbeitsplätze zu schaffen, erklärten die Minister. „Die Beschäftigung ist von großer Bedeutung“, betonte die dänische Wirtschaftsministerin Marianne Jelved. Nach Einschätzung des britischen Finanzministers Kenneth Clarke muß der Arbeitsmarkt insgesamt flexibler gestaltet werden. Luxemburgs Finanzminister Jean-Claude Juncker erklärte dagegen, die Partnerländer müßten am gegenwärtigen Sozialsystem festhalten.
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