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Archiv-Artikel

EVA VÖLPEL ÜBER ZEITGEMÄSSE ARBEITSMARKTPOLITIK Konjunktur ist kein Allheilmittel

Warum sollten Aufstocker nicht eine Weiterbildung finanziert bekommen?

Die neue Regierung ist kaum im Amt, da wagen Bundesagentur für Arbeit und Kommunen die gemeinsame Attacke: Es brauche mehr Geld und flexiblere Handlungsoptionen in den Jobcentern, um Langzeitarbeitslosigkeit wirkungsvoll zu bekämpfen.

Recht haben sie. Viel zu lange hat sich die Politik vor allem auf den konjunkturellen Aufschwung und die leichter vermittelbaren Arbeitslosen konzentriert, die auch ohne Unterstützung schnell wieder eine Stelle finden und den statistischen Schnitt hochreißen.

Doch Langzeitarbeitslosigkeit ist eine aufwendige Herausforderung, und die Gründe sind vielfältig. Mal liegt es an einer strukturschwachen Region, in der keine Jobs vorhanden sind, mal liegt es daran, dass eine Alleinerziehende kein Betreuungsangebot für ihr Kind findet, mal geht es aber auch um psychisch angeschlagene Menschen.

Es ist weder sinnvoll noch zeitgemäß, dass die Bundesagentur auf diese komplexe Situation bisher nur mit strikt definierten, zeitlich begrenzten und oft auch unsinnigen Beschäftigungsmaßnahmen reagieren konnte. Und das Problem reicht weiter: Auch diejenigen Arbeitnehmer, die trotz festem Job aufstocken müssen, brauchen eine neue Perspektive. Warum sollten nicht auch Aufstocker das Recht bekommen, eine vom Arbeitsamt finanzierte Weiterbildung zu durchlaufen, um ihre Position auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern?

Klar ist, die Herausforderung, Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, kann nicht allein mit mehr Geld gelöst werden. Aber klar ist auch, mit mehr Geld plus eine bessere Betreuung und vor allem eine Politik, die die Möglichkeiten der Betroffenen ernst nimmt, wäre viel zu gewinnen. Man darf gespannt sein, wie weit die Attacke von heute dabei Früchte trägt.

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