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EUROFACETTENTägliche Marter

■ Opus Dei lockt Jugendliche mit Versprechungen

Die meisten Jugendlichen gehen zu Opus Dei, weil sie die Freundlichkeit und die menschliche Wärme in deren Jugendclubs anziehen. Es gibt dort Freizeitaktivitäten und gemeinsame Ausflüge und Vorträge bekannter Leute, die ihre Lust auf Neues befriedigen. Die Mitglieder von Opus Dei schaffen ein Vertrauensverhältnis, das dazu führt, daß man ihnen alles erzählt, auch das, was man sonst für sich behält. Mir persönlich schien darüber hinaus, daß die Berufung des Opus Dei in der Zuwendung zu den anderen bestand. Es schien die Möglichkeit zu bieten, als Laie anderen zu helfen, ohne Priester werden zu müssen. Ich dachte, man würde dort mit Armen, mit Drogenabhängigen und so zusammenarbeiten. So legte ich das Evangelium aus. Doch immer wenn ich etwas Konkretes tun wollte, wurde mir gesagt, man hätte nur das zu tun, was im Rahmen des Opus Dei vorgegeben würde. Mit der Zeit stellte ich fest, daß ich die Dinge immer mehr tat, um Vorwürfe zu vermeiden und meinen Chef zufriedenzustellen. Zu den kleinen Opfern, zu denen man von Anfang an aufgefordert worden ist, gesellen sich mit der Zeit immer mehr Verpflichtungen, bis man schließlich 15 Regeln am Tag erfüllen mußte, die mindestens drei Stunden in Anspruch nehmen. Außerdem muß man seine Freunde ins Zentrum mitbringen und den Chefs gegenüber Rechenschaft darüber ablegen, wie viele man bereits angebracht hat. Darüber hinaus muß man sich um sein Studium kümmern, denn das Opus will nur leistungsfähige Mitglieder und muß ein gutes Verhältnis mit der Familie zu bewahren versuchen, sie jedoch gleichzeitig über die eigene Verwicklung ins Opus im unklaren lassen.

Das Opus drückt einen aus wie eine Zitrone. Man muß sich dort völlig aufgeben, es gibt keine Grenzen. Man wird ständig aufgefordert, mehr zu tun, sie sind nie zufrieden, und man tut immer mehr, weil man den Eindruck hat, man macht es nie ganz richtig. Man bekommt Literatur, die einem sagt, man sei sein eigener Feind, man sei Abfall. Ohne Gott sei man nichts, und Gott spreche durch die Chefs, und deshalb müsse man ihnen in allem gehorchen. Man verliert das Gefühl für seinen eigenen Körper und für die Welt draußen, man hört auf, für sich selbst zu entscheiden. Wer das Opus Dei verläßt, braucht Jahre, um wieder ein normaler Mensch zu werden, der mit der Außenwelt zurechtkommt. Viele ältere Menschen, die das Opus erst nach langen Jahren der Mitgliedschaft verlassen, kommen nie wieder innerlich davon los. Sie versuchen, es zu vergessen. Doch im Inneren tragen sie es weiterhin mit sich.

Das Opus ist eine Sekte, obwohl es von der Kirche anerkannt ist. Denn es benutzt die Methoden der Anwerbung jugendlicher Mitglieder, die die Kirche selbst in einem Dokument des Vatikans („Die Herausforderung der neuen religiösen Bewegungen“) anprangert. Die Jugendlichen werden angelockt mit einem Versprechen auf reiche Vergeltung für gottesfürchtiges Leben im Diesseits und auf ein ewiges Leben nach dem Tod. Das Diesseits wird jedoch zu einem menschenunwürdigen Leben, voller Unterwerfung und Demütigung. Und vom Jenseits ist nichts zu sehen.

Das Opus Dei verändert sich von innen heraus nicht: Es würde sonst gegen die Vorgaben seines Gründers vorstoßen. Ehe die Kirche Escrivá de Balaguer seligspricht, müßte sie deshalb die Organisation verpflichten, ihre Methoden, Jugendliche anzuwerben, aufzugeben. Auch wenn das wie ein Erpressungsversuch aussieht. J.R.P.

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