piwik no script img

EU will Finanzmarktsteuer prüfenHeike Makatsch findet Gehör

Das EU-Parlament will, dass Brüssel die Einführung einer Finanzmarktsteuer prüft. Das Netzwerk Attac fordert einen Alleingang, falls USA und Japan beim G-20-Gipfel nicht mitziehen.

Makatsch überzeugt den "bösen Banker" von der Finanztransaktionssteuer. Bild: screenshot youtube

BERLIN taz | Der Videoclip mit Schauspielerin Heike Makatsch zeigt offensichtlich Wirkung. Das EU-Parlament hat in dieser Woche mit einer Mehrheit von 536 zu 80 Stimmen eine Resolution verabschiedet. Darin verlangt es, dass die EU-Kommission die Einführung einer Finanztransaktionssteuer prüft.

Damit haben sich die EU-Parlamentarier eine Forderung zu eigen gemacht, die schon der Gründungsgedanke des globalisierungskritischen Netzwerks Attac war: Attac ist die Abkürzung des französischen "Association pour une taxation des transactions financières pour laide aux citoyens", zu Deutsch: Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Nutzen der Bürger".

In dem Werbespot tritt neben Makatsch auch der "Tatort"-Darsteller Jan Josef Liefers auf, der einen Banker spielt. Makatsch fragt ihn, was denn die Einführung einer Steuer von gerade einmal 0,05 Prozent auf sämtliche getätigte Bankgeschäfte einbringen würde. 100 Milliarden Euro, muss der Banker zugeben.

Mit der Sequenz rufen die Globalisierungskritiker europaweit dazu auf, eine Petition an die Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G 20) zu unterschreiben. Ziel: Diese sollen auf ihrem nächsten Gipfel am 26. Juni in Toronto eine weltweite Steuer auf Bankgeschäfte beschließen. "Sie haben hunderte Milliarden von Dollar mobilisiert, um die Banken und das Finanzsystem zu retten", heißt es. "Die brennenden sozialen Probleme und der Klimawandel werden dagegen nicht mit der Dringlichkeit bearbeitet und mit den Finanzmitteln ausgestattet, die dafür nötig sind." Zu den Initiatoren der Kampagne gehören neben Attac auch die Umweltschutzorganisation Friends of the Earth, die Entwicklungsorganisation Weed sowie die britische Robin Hood Tax Campaign.

Auch das EU-Parlament diskutiert schon länger darüber, ob und wie finanzielle Transaktionen besteuert werden müssten. "In der Welt gibt es 70- bis 90-mal mehr spekulative Finanztransaktionen als Geldbewegungen, die mit der realen Wirtschaft zusammenhängen", sagt der SPD-Europaabgeordnete Udo Bullmann. "Eine Finanztransaktionssteuer kann helfen, hier wieder eine gesunde Balance zu finden." Klar sei, dass nicht die privaten Kleinanleger zur Kasse gebeten werden dürften, meint der CSU-Abgeordnete Markus Ferber. Und: "Eine solche Steuer ist nur sinnvoll, wenn sie international erhoben wird."

Attac fordert das Europaparlament dagegen auf, die Finanztransaktionssteuer zur Not auch im Alleingang einzuführen.

Ökonomen wie Paul Bernd Spahn, Professor an der Universität Frankfurt, und der österreichische Experte Stephan Schulmeister vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo hätten längst nachgewiesen, dass das in jedem der großen Währungsräume von Euro, Dollar oder Yen funktionieren könne.

Schon eine Steuer von 0,1 bis 0,5 Prozent würde die hochriskanten, kurzfristigen Spekulationen eindämmen, ohne langfristige Geldanlagen zu behindern, so die Globalisierungskritiker. "Gerade Kleinanleger würden von den stabileren Finanzmärkten profitieren."

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • R
    ronald

    0,1 - 0,5%? Putzig. Eventuell dann Mehrwert-, Öko-, Einkommens- und Vergnügungssteuer langsam angleichen?

  • JB
    Johannes Below

    Gut so! UND es muss frühzeitig klar sein, die Kommunen müssen ein Drittel von diesen Einnahmen bekommen!

    Das meint ein grüner Stadtrat aus dem kleinen LINZ am Rhein: http://gruene-in-linz.blog.de

  • A
    asd

    es muss generell eine boersen umsatz steuer her!!

    gewinne die durch aktiengeschäfte erzielt werden müsen generell nicht versteuert werden!

    dazu muss man sich mal ins gedächniss rufen das die umsätze an der börse die in der realwirtschaft schon lange überholt haben.

    das ist also genau genommen alles schwarzarbeit, nur nicht von verarmenden handwerkern, weil sie sonst nicht über die runden kommen, sondern von bankern/ managern die ohnehin schon unverhältnissmässig viel verdienen!

  • C
    claudia

    Ursprünglich war diese Steuer mal unter dem Namen "tobin tax" bekannt, nach dem Namen des amerikanischen Volkswirtschaftlers Tobin, der 1972 eine Steuer auf internationale Devisenspekulationen vorgeschlagen hatte. Tobin hat sich aber später von seinem Vorschlag distanziert.

     

    Es ist schon bezeichnend für den Zustand "moderner" Staaten, dass erst die Staatsfinanzen wieder mal an Rand des Zusammenbruchs geraten mußten, bis mal ein Vorschlag von kompetenter Seite zur Kenntnis genommen wird.

     

    attac sollte bei Wahlen kandidieren.

  • H
    Hans

    Die japanischen Politiker machen, was die VSA diktieren, in gebückter Arschkriecherhaltung. Ich hoffe, dass wir in der EU endlich beginnen unsere eigenen Interessen durchzusetzen, wenn nötig auch gegen den Partner aus den VSA.

  • B
    Bimsbart

    Auf gehts. Führt die Finanztransaktionssteuer ein. Wird höchtste Zeit.