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EU rügt Tschechien wegen "Phallometrie"Abgetörnt oder Abgeschoben

Tschechien hat Asylberwerber per Hetero-Porno auf ihre sexuelle Orientierung geprüft. Das sei nicht vereinbar mit der EU-Menschenrechtscharta, erklärte Brüssel.

So einfach ist das mit den Homos – denkt sich die tschechische Regierung. Bild: muffinmaker / photocase.com

PRAG taz | Kaum zu glauben, aber wahr: In Tschechien wurden Homosexuelle mithilfe von Hetero-Pornos darauf getestet, ob sie auch wirklich homosexuell sind. Den tschechischen Behörden erschien dies als sinnvolles Verfahren, um Asylbetrug vorzubeugen. Jetzt hat die EU diese Praxis als unvereinbar mit der EU-Menschenrechtscharta kritisiert.

Während ihres Asylverfahrens mussten sich Asylbewerber dem Prozedere der "Phallometrie" unterziehen. Hierbei wird der Blutfluss zu den Geschlechtsorganen bestimmt – mit dem Ziel, festzustellen, ob der Asylbewerber auch wirklich homosexuell ist. Bei der "Phallometrie" von Behörden dazu aufgefordert, sich Hetero-Pornos anzuschauen. Denn, so die Logik hinter dem Verfahren, das in den 50er Jahren von dem tschechischen Sexuologen Kurt Freud entwickelt wurde, je geringer die sexuelle Erregung beim Porno-Gucken, desto höher die Wahrscheinlichkeit der Homosexualität. Mit der "Phallometrie" wollten die Prager Behörden feststellen, ob ein Asylbewerber, der eine Verfolgung wegen Homosexualität in seinem Heimatland geltend mache, nicht in Wirklichkeit doch heterosexuell sei.

"Die Phallometrie wurde im Rahmen von Asylverfahren als Teil einer komplexen sexualdiagnostischen Untersuchung angewandt," gab Vladimir Epka, Sprecher des tschechischen Innenministeriums zu. Dabei müsste es sich aber um einen Bewerber aus Ländern stammen, in denen Homosexualität schwer bestraft werde, sagte er. "Hauptsächlich handelte es sich um Menschen aus Ländern, in denen die Scharia angewandt wird," erklärte epka. Das Verfahren würde natürlich im Einvernehmen mit den betreffenden Personen durchgeführt. Epka ging jedoch nicht weiter darauf ein, was passiere, wenn ein Asylbewerber es ablehne, sich der "Phallometrie" zu unterziehen.

Die tschechische "Organisation für Flüchtlingshilfe" weiss von mindestens drei Fällen, in denen sich Asylbewerber freiwillig dieser Untersuchung unterziehen mussten: ein schwules iranisches Paar und eine lesbische Frau aus Kamerun. "Fälle, in denen schon allein eine langjährige Partnerschaft die sexuelle Orientierung des Bewerbers unter Beweis stellte", sagte Magda Faltová von der "Vereinigung für Integration und Migration".

Als unvereinbar mit der Menschenrechtscharta der EU hat die EU-Grundrechteagentur die tschechische Porno-Praxis in einem Bericht kritisiert. Man nehme inzwischen von der Phallometrie Abstand, beschwichtigte das tschechische Innenministerium inzwischen. Für homosexuelle Asylbewerber hat Innenminister Radek John dennoch einen pragmatischen Rat: "Sollen sie doch in ein Land gehen, in dem diese Test nicht durchgeführt werden."

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3 Kommentare

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  • T
    txxx666

    Dieses Verfahren wirft natürlich einige Fragen auf. Was passierte mit denen, bei denen sich durchblutungsmäßig gar nichts tat? Wurden sie als impotent eingestuft (und womöglich am Ende deshalb nach Hause geschickt), obwohl sie vielleicht nur die ganze Prozedur ungeil fanden? Und umgekehrt: was war mit denen, die bei egal welchen Vorführungen ständig eine prächtige Erektion vorweisen konnten - eventuell sogar, weil sie die Apparatur erregend fanden? Wurden die auch als nicht eindeutig homosexuell abgelehnt? Was war mit denen, die auch (oder sogar nur) bei Kindern eine erhöhte Penisaktivität aufwiesen? Nahm man sie in Sicherheitsverwahrung?

    Sicher scheint nur: wer eher auf Frauen ansprang, wurde als Betrüger entlarvt und abgeschoben.

    Sicher ist aber auch: am umgänglichsten und unaufdringlichsten dürfen doch wohl jene misanthropen Zeitgenossen (Asylbewerber hin oder her) gelten, denen all ihre Mitmenschen zumindest sexuell am Arsch vorbeigehen und denen nur bei einer schönen nackten Landschaft einer abgeht.

  • Y
    Yadgar

    "freiwillig dieser Untersuchung unterziehen mussten"

     

    Was soll denn das für ein Unsinn sein? Wenn ich etwas muss ist es nicht mehr freiwillig!

  • TD
    Thomas D.

    Wieso eigentlich einen Hetero-Porno und kein Homo-Porno? Falls jemad bisexuell veranlagt wäre, würde er ja wahrscheinlich trotzdem verfolgt werden, aber trotzdem bei Heteros ausschlagen (pun-intended).