EU bricht Fangsaison ab: Thunfischjagd mit der Angel
Die EU hat die Fangsaison für den raren roten Thunfisch abgebrochen. Nur: Für Frankreich gilt das nun nicht mehr. Da darf noch bis Dienstag gejagt werden.
PARIS taz | Der Streit über die Fischfangquoten zwischen Frankreichs Regierung und der EU-Kommissarin Maria Damanaki endet mit einem Kompromiss - auf Kosten des rar werdenden Roten Thunfischs. Die Fischer aus Marseille und Sète können nun doch noch bis zum morgigen Dienstag, bis zum üblichen Ende der Fangsaison, auf Thunjagd gehen - wie sie es verlangt hatten.
Ihre industriellen Methoden sind dabei allerdings tabu. Die französischen Fischer dürfen nur ihre Angelhaken auswerfen, um den Thunnus thynnus aus dem Meer zu holen. Und ihr Fang ist begrenzt auf 170 Millionen Tonnen. Das entspricht aber knapp 10 Prozent ihrer gesamten Quote für 2010. Das kommt weder bei den südfranzösischen Berufsfischern noch bei Umweltschützern gut an, die sich gegenseitig bekämpfen.
Der Rote Thunfisch ist vom Aussterben bedroht. Als vor zehn Tagen ein britischer Greenpeace-Aktivist Thunfische aus Fischernetzen vor Malta befreien wollte, griffen Fischer ihn mit einer Harpune an und verletzten ihn schwer. Zwei Schlauchboote versanken.
Aus Sorge um die Thunfischbestände hatte dann die EU-Kommissarin die Fangsaison vorzeitig beendet. Sie erklärte, die diesjährigen Fangquoten seien bereits erschöpft. Jedes der 17 französischen Schiffe, die auf Thunjagd gehen, meldet seine Fangmengen täglich nach Brüssel. Aber die Angaben lassen sich kaum prüfen. Die Fischer sagten, sie hätten erst 60 Prozent der Fangquote erfüllt - und der zuständige Minister in Paris forderte von Brüssel "Beweise".
Der Kompromiss dürfte die Japaner freuen, die fast 80 Prozent des französischen Thunfangs für ihre Sushis importieren. Japan sorgte bereits im März beim Treffen der Artenschutzkonvention in Doha dafür, dass ein von der Europäischen Union befürwortetes Handelsverbot für Roten Thun scheiterte.
In Frankreich ist der Schutz des Roten Thunfischs durchaus populär: In Pariser Restaurants und Sushi-Lokalen sind längst Hinweise zu lesen, dass kein "thon rouge" verwendet werde. Und sehr bekannte Köche haben am Jahresanfang verkündet, sie verzichteten darauf, Speisen mit der zwar leckeren, aber bedrohten Fischart zuzubereiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt