: ETA schlägt Waffenstillstand vor
■ Die baskische Untergrundorganisation bietet erstmals noch vor Verhandlungen mit der spanischen Regierung einen 60tägigen Waffenstillstand an / Zusage der Regierung / Bedingung: keine weiteren Attentate
Bilbao (afp) – Die spanische Regierung hat sich nach dem Waffenstillstandsangebot der ETA-militar zu einer Beibehaltung der Kontakte mit der baskischen Untergrundorganisation bereit erklärt, aber nur unter der Bedingung, daß es keine weiteren Attentate geben werde.
Die ETA-militar hatte am Donnerstag einen sofortigen 60tägigen Waffenstillstand angeboten, falls die spanische Regierung zur Wiederaufnahme der vor über einem Jahr in Algier begonnenen Gespräche bereit ist.
In einem Kommunique, das verschiedenen spanischen Zeitungen zugegangen war, schlägt die ETA-militar ein „Treffen zwischen Delegationen“ der Regierung und der „baskischen Befreiungsbewegung“ vor. Diese Zusammenkunft solle den Weg zu „einem Verhandlungsprozeß mit politischem Charakter“ öffnen. Neben dem partiellen Waffenstillstand wird auch ein sofortiger Stopp der blutigen Anschläge – außer bei „unvorhergesehenen Zusammenstößen“ – vorgeschlagen.
Es ist das erste Mal, daß die ETA zu einem Waffenstillstand noch vor Aufnahme von Gesprächen bereit ist. Bislang beharrte sie auf ihrem Standpunkt, ein Waffenstillstand könne nur das Ergebnis eines Dialogs sein. In dem Kommunique fordert die Separatistengruppe gleichzeitig das Ende der „feindseligen Polizeiaktionen“ gegen sie. An die algerische Regierung appellierte sie, zwischen beiden Seiten zu vermitteln. In Algier leben gegenwärtig rund 30 ETA-Mitglieder im Rahmen eines 1986 zwischen Madrid und Algier ausgehandelten Abkommens.
Die informellen Kontakte zwischen der ETA und Emissären der spanischen Regierung waren nach dem blutigen Anschlag auf eine Kaserne der „Guardia Civil“ in Saragossa abgebrochen worden, bei dem am 11. Dezember elf Menschen ums Leben gekommen waren. Die spanische Regierung hatte daraufhin wissen lassen, daß sie keinen Kontakt mehr mit der ETA unterhalte, solange diese mit ihren blutigen Anschlägen fortfahre.
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