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Archiv-Artikel

ERDGAS-STREIT: WÄRMEDÄMMUNG WIRD IMMER WICHTIGER Hausaufgaben für Hausbesitzer

Jetzt also doch: Weniger russisches Gas als vereinbart kommt in Deutschland an. Damit sind auch wir vom Erdgasstreit zwischen Russland und der Ukraine betroffen. Zwar besteht kein Grund zur Aufregung, selbst wenn Wirtschaftsminister Glos sogleich wieder Kohle und Atomkraft lobt. Aber wir sollten die Vorfälle am Gasmarkt als das verstehen, was sie wirklich sind: eine deutliche Warnung, dass wir endlich effizienter mit Energie umgehen müssen.

Diese Aussage ist hauptsächlich an die privaten Haushalte gerichtet. Denn nachdem viele Wirtschaftsbranchen, auch die Stromerzeuger, ihren Erdgasverbrauch in den vergangenen Jahren deutlich effizienter gemacht haben, sind die Wohnhäuser das Sorgenkind. Und nicht mal ein kleines: In Deutschland werden derzeit 49 Prozent des Erdgases in den Heizungskellern verbrannt – große Teile davon unnötigerweise.

Denn Millionen von Altbauten blasen, ökonomisch wie ökologisch unvernünftig, gigantische Energiemengen zum Fenster und zum Dach hinaus. In keinem Sektor der deutschen Energiewirtschaft betreiben die Menschen solche Verschwendung wie bei der Raumheizung im Gebäudebestand. In Neubauten liegt die jährliche Heizenergie heute zwischen 15 und 70 Kilowattstunden, in besonders innovativen Häusern sogar noch ein wenig darunter. In Altbauten hingegen werden mitunter mehr als 300 Kilowattstunden verbraten.

Das kann sich eine Nation, die ihre Energie aus politisch unsicheren Regionen bezieht, nicht leisten. Die „energetische Sanierung“ von Altbauten, bisher nur unter dem Aspekt des Klimaschutzes angeschoben, muss daher auch unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit betrachtet werden. Schon das jetzt aufgelegte Wärmedämmungsprogramm wird dem Baugewerbe und dem Handwerk zugute kommen und einen beachtlichen Schub für den Arbeitsmarkt bringen – und dies lässt sich noch steigern. So kann der russisch-ukrainische Gasstreit, indem er die Risiken der Importabhängigkeit zeigt, auch zur Wertschöpfung im eigenen Lande führen. BERNWARD JANZING