ENTSCHEIDENDES DETAIL : Jesus mit Propagandatuch
Jesus im Palästinensertuch, der Stall als Flüchtlingszelt und anstelle der Heiligen Drei Könige die Päpste, die seit Staatsgründung Israels die Stadt Bethlehem besuchten: Papst Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. als Dritter. Kunstmaler Robert Jakaman gibt dem alten Motiv eine höchst aktuelle politische Note. „Die Idee ist zusammen mit dem lateinischen Patriarchat entwickelt worden“, sagt der 45-jährige Souvenirhändler, der direkt am Mangerplatz in Bethlehem zusammen mit seinen Geschwistern den Laden der Familie unterhält. Die meisten römischen Katholiken in der Region sind Palästinenser.
Am Wochenende hielt Papst Franziskus seine Messe vor der eigens gestalteten 14 mal 6 Meter großen Leinwand. Gerade mal einen Monat hatte der in Mailand studierte Künstler Zeit für das riesige Werk. „Natürlich stecken viele Symbole in den Bild“, räumt er ein, zur Zeit von Jesus Christus habe es schließlich noch keine Kefijes, keine Palästinensertücher, gegeben. Das Zelt etwa stehe symbolisch für die Not der Palästinenser in den Flüchtlingslagern. „Jesus war auch so arm wie die Flüchtlinge heute.“
Josef zur Seite stehen auf dem Bild der heilige Franz von Assisi, der als Missionar für eine Weile in Palästina lebte und wohl stellvertretend für seinen späteren Bewunderer Papst Franziskus herhalten musste. Auch zwei im 19. Jahrhundert seliggesprochene Katholikinnen hat Jakaman auf der Leinwand verewigt: Mirjam von Abellin, die in Bethlehem begraben liegt, und Maria Alfonsina Ghattas, die die Rosenkranzschwestern gründete, die erste palästinensische Ordensgemeinschaft von Frauen. „Von ihr konnte ich ein Foto als Vorlage benutzen“, meint Jakaman. Bei den anderen habe er improvisieren müssen. Geld habe er für sein Werk nicht verlangt, obwohl ihm das Patriarchat eine Bezahlung anbot. „Jeder Christ hätte das umsonst gemacht“, sagt er. SUSANNE KNAUL