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Archiv-Artikel

EINWURF VON ANDREAS RÜTTENAUER Werkeln für das Wunder

IN DER ALTEN FÖRSTEREI, DIE VON DEN UNION-FANS RENOVIERT WURDE, WIRD AB HEUTE WIEDER FUSSBALL GESPIELT

Kurz vor Schluss hat es Klaus-Dieter doch gepackt. Am Sonntag ist der 51-Jährige um sechs Uhr früh aufgestanden und hat sich aufgemacht zur Alten Försterei. Vier Tage vor Wiedereröffnung des Stadions ist er Helfer geworden; wollte spüren, wie es ist, wenn man als Fan seine eigene Erlebniswelt baut. „Es war toll“, sagt er.

Mit einem Laster ist er um die neu gegossenen und frisch überdachten Stehränge gefahren und hat abtransportiert, was noch so rumlag. „Jetzt sieht es gut aus.“ Klaus-Dieter denkt nach. „Ja“, sagt er, „es ist ein Wunder.“ Heute wird es der Öffentlichkeit vorgestellt: Beim Eröffnungsspiel der neuen Alten Försterei zwischen Zweitligist Union Berlin und Europa-Ligist Hertha BSC (20.30 Uhr, RBB) soll das Stadion der Star sein.

Mehr als 1.600 Freiwillige haben mitgeholfen beim Stadionbau. 2 Millionen Euro, fast die Hälfte der Baukosten, ist die Arbeitsleistung der Fans wert. Klaus-Dieter ist stolz darauf. Aber er wäre kein Unioner, wenn er bei aller Vorfreude auf sein neues Wochenendzuhause nicht auch skeptisch bliebe. Das mit dem neuen Geldgeber von Union ist ihm nicht geheuer. Die International Sport Promotion (ISP) will in den nächsten fünf Jahren 10 Millionen Euro in den Klub stecken. Wie viele Fans hat Klaus-Dieter verstört auf die Berichte über das junge Unternehmen reagiert, das Teil eines Firmenkonsortiums sein soll, das in Brazzaville (Kongo) und Adis Abeba (Äthiopien) für die Müllentsorgung zuständig ist.

Die Worte von Sportdirektor Christian Beeck können Klaus-Dieter nicht beruhigen: „Das Unternehmen ist verbunden mit Union und mit der Region“, hat der gesagt. Die zwei Brasilianer, die die ISP an die Alte Försterei geschickt haben, waren Trainer Uwe Neuhaus zu schlecht. Außerdem sollen sie nicht nur der ISP, sondern auch anderen Agenturen gehören. Klaus-Dieter bleibt skeptisch.

Wenigstens sind jetzt die richtigen, die knallroten Sitzschalen montiert. Ein paar Tage zuvor waren doch tatsächlich weinrote Plastiksessel geliefert worden. Weinrot! Die Farbe des verhassten Stasiklubs BFC Dynamo. Die Sitze wurden umgehend zurückgeschickt. Das ist Union! Deswegen ist Klaus-Dieter Unioner.