: EG–Agrar–Preise: Neuer Konflikt programmiert
■ Bei Einfrieren der Agrarpreise müssen deutsche Bauern den Gürtel enger schnallen / EG–Kommission im Widerspruch zu Bonner Koalitionsregelung
Brüssel (dpa/ap) - Die EG–Agrarpreise sollen im nächsten Wirtschaftsjahr weitgehend eingefroren und teilweise gesenkt werden. Nach dem am Montag in Brüssel bekanntgegebenen Preispaket der EG–Kommission für 1987/88 soll auch der staatliche Ankauf zu Garantiepreisen bei Getreide weiter eingeschränkt werden. Künftig soll ferner eine sogenannte Fettsteuer erhoben werden, die für den Verbraucher vor allem den Kauf von Margarine verteuern wird. Die EG–Kommission, die mit ihren Vorschlägen auf ihrer restriktiven Preislinie zur Einschränkung der Überschüsse blieb, hat weiter einen Abbau des in der Bundesrepublik angewen deten positiven Währungsausgleichs mit Beginn des neuen Wirtschaftsjahres vorgesehen. Außerdem sollen bei künftigen Währungsänderungen im Europäischen Währungssystem (EWS) auch für deutsche Bauern direkte Preissenkungen folgen. Nach Berechnungen der EG– Kommission ergibt sich aus den Preisvorschlägen für die deutsche Landwirtschaft im Schnitt mit minus 2,5 Prozent die deutlichste Preissenkung, während etwa die Franzosen eine Preisanhebung von 1,7 Prozent erzielen. Insbesondere von deutscher Seite, die durch zusätzliche Maßnahmen weiter schwer belastet wird, dürfte diesem Preispaket bei den Beratungen im Ministerrat starker Widerstand entgegengesetzt werden. Die in den Bonner Koalitionsverhandlungen vereinbarte Verlängerung des fünfprozentigen Mehrwertsteuerausgleichs für die deutsche Landwirtschaft über 1988 hinaus steht in scharfem Kontrast zur Position der EG– Kommission. Am Freitag bereits hatten Vertreter der EG–Kommission in einem Gespräch bei Bundeskanzler Kohl darauf verwiesen, daß es schon bei der Einführung dieser Maßnahme sehr schwer gewesen sei, die Sonderstellung der deutschen Landwirte anderen Partnerländern gegenüber zu verdeutlichen.
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