: EG mit DDR-Landwirten konfrontiert
■ DDR bringt 600.000 Landwirte in die Europäische Gemeinschaft mit / Besondere Regelung für DDR während der „noch nicht endgültigen“ Übergangsperiode ausgehandelt
Luxemburg (afp/taz) - Die Europäische Gemeinschaft wird nach der deutschen Einigung mit 600.000 Landwirten aus der DDR konfrontiert werden. Obwohl sich die EG -Landwirtschaftsminister bei ihrem Treffen vergangenen Dienstag in Luxemburg zufrieden mit den von der DDR getroffenen Vorbereitungen zu ihrem Eintritt in den Europäischen Agrarmarkt gezeigt hatten, wiesen sie auf eine mögliche Verschlimmerung der Überschüsse bestimmter landwirtschaftlicher Produkte hin.
In dem ersten Bericht zur Integration der DDR -Landwirtschaft in die Europäische Gemeinschaft wurde besonders auf die Quoten zur Reduzierung der Überproduktion bestimmter Produkte verwiesen, die durch die Aufnahme der DDR als gefährdet angesehen werden. EG-Quoten gibt es für Getreide, Ölfrüchte, Milch und Fleisch.
Die Kommission hat bereits jetzt den ostdeutschen Behörden mitgeteilt, daß die Quoten während der Übergangsperiode, womit die Zeit zwischen der Währungsunion und der politischen Vereinigung gemeint ist, „noch keine endgültigen“ sind. Es wurde in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit hingewiesen, daß in der DDR „Lagervorräte“ gehortet werden könnten, die die EG dann unter Garantiepreisen ankaufen müsse. Was die Anpassung der DDR an die EG-Agrargesetze angeht, so war sich der Ausschuß einig, daß die vorübergehenden Ausnahmeregelungen für die DDR so gering wie möglich gehalten werden sollten.
Aber auch nach der Vereinigung sieht die Kommission noch wesentliche Probleme auf die EG zukommen. Neben der Quotenproblematik geht es dabei unter anderem um Qualitäts und Hygieneanforderungen der EG, denen die DDR Produkte bisher nicht entsprechen. Weiterhin werden die Handelsverträge der DDR mit anderen Ländern des Ostens und mit den RGW-Ländern als problematisch angesehen, die weitgehend gegen Ende des Jahres auslaufen. Die EG hat bisher noch keine formale Anfrage zu Schutzmaßnahmen der DDR -Landwirtscahft erhalten, so der Bericht.
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