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EG geizt in Asien und Lateinamerika

■ Europas Außenminister einigten sich in letzter Minute auf ein bißchen Entwicklungshilfe

Brüssel (dpa) — Buchstäblich im letzten Augenblick haben die Staaten der Europäischen Gemeinschaft einen seit Monaten anhaltenden Finanzstreit über die Entwicklungshilfe für Asien und Lateinamerika beigelegt. Die EG-Außenminister einigten sich am Dienstag abend in Brüssel darauf, die EG-Hilfen in diesen Regionen in den nächsten fünf Jahren um etwa 75 Prozent auf insgesamt 5,7 Milliarden DM aufzustocken. Über zehn Prozent der Summe sind für den Schutz des tropischen Regenwaldes und für andere Umweltschutzmaßnahmen reserviert, teilten Diplomaten gestern mit.

Ohne eine Einigung beim letzten EG-Außenministertreffen in diesem Jahr wäre vorerst jede weitere Hilfe der Gemeinschaft blockiert gewesen. Das Finanzvolumen war seit Monaten unter den EG-Staaten heftig umstritten. Spanien und Portugal hatten eine großzügigere Hilfe verlangt, Frankreich und Großbritannien erschien die Summe dagegen zu hoch. Der jetzt beschlossene Gesamtbetrag wird zwischen Asien und Lateinamerika im Verhältnis 65 zu 35 aufgeteilt. Das Gebiet, für das die Hilfe vorgesehen ist, umfaßt vierzig Länder mit 2,3 Milliarden EinwohnerInnen.

Auch nach der Aufstockung erhalten die beiden Kontinente im Vergleich zu anderen Teilen der Welt relativ wenig Geld von der EG. Die EG-Hilfen für die assoziierten 69 Länder in Afrika, der Karibik und im Pazifik (AKP) sind nach Angaben von Experten pro Kopf der Bevölkerung 16mal und die Osteuropahilfen 23mal höher als die jetzt beschlossene Summe für Asien und Lateinamerika.

„Dies ist die einzige Gruppe von Ländern in der Welt, für die die EG in letzter Zeit kein klares Signal der Unterstützung gegeben hat“, sagte der für die Nord-Süd-Beziehungen zuständige EG-Kommissar Abel Matutes. Neben dem Umweltschutz werden die Bekämpfung des Drogenhandels und die Zusammenarbeit von Unternehmen neu in die EG-Entwicklungspolitik aufgenommen.

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