EDITORIAL: Der Auftakt

ENDLICH Heute, um 16 Uhr, beginnt in Südafrika die Fußballweltmeisterschaft, die erste in Afrika. Und wir sind dabei

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Als dieses Land vor sechs Jahren den Zuschlag erhielt, die Fußballweltmeisterschaft austragen zu dürfen, unkte die westlich-weiße Welt: Na, können die das denn? Werden die Stadien auch wirklich pünktlich fertig gebaut sein? Muss Südafrika das Turnier womöglich sogar zurückgeben, weil WM-Touristen um ihre Sicherheit fürchten müssen? Doch heute um 16 Uhr beginnt in Johannesburg mit dem Spiel des Gastgebers gegen Mexiko das wichtigste und prestigeträchtigste Sportereignis der Welt – und der erste Sieger steht jetzt schon fest: das Land, in dem das Event gegeben wird, selbst. Es gibt keinen Zweifel: Südafrika und damit Afrika werden während der viereinhalb WM-Wochen ein Fußballfestival im Weltformat veranstalten.

Ein Fußballwunder ist von dieser WM nicht unbedingt zu erwarten. Das wissen auch die Spieler des DFB, die mit ihrem Trainer Joachim Löw wenigstens sich nicht blamieren wollen. Aber die AfrikanerInnen wissen um das Privileg, dass während der nächsten Wochen die halbe Welt auf sie schauen wird. Südafrika, das zwei Jahrzehnte nach dem Ende der Apartheid immer noch mit dem Erbe jahrhundertelanger Diskriminierung kämpft, hat jetzt eine Chance, in die Zukunft zu blicken statt ständig von der Vergangenheit eingeholt zu werden. Der afrikanische Kontinent insgesamt profitiert von dem Imagegewinn, den die Fußballweltmeisterschaft Südafrika bringt. Man blickt anders auf den Kontinent als bisher.

Die taz berichtet bis Mitte Juli, wenn das Finale abgepfiffen sein wird, mit täglich bis zu acht Sonderseiten über diese Fußball-WM. Wir präsentieren Berichte, Analysen, Interviews und Reportagen unserer KorrespondentInnen Martina Schwikowski, Markus Völker und Andreas Rüttenauer in Südafrika – und wir zeigen mit Kommentaren und Berichten afrikanischer Autoren, südafrikanischer Beobachter und Afrika-Korrespondenten, wie die WM aus der eigenen Perspektive aussieht. Die Welt schaut auf Südafrika. Und wir öffnen das Spiel und stellen zusätzlich die Frage: Wie sieht Südafrika, wie sieht Afrika mit seinen sechs Teams im WM-Turnier selbst auf die Welt, die es zu Gast hat?

Die klassische taz aus Papier und ihre gesellschaftliche wie sportliche Berichterstattung vom WM-Geschehen wird ergänzt durch die Online-KollegInnen. Auf www.taz.de/wm lesen Sie täglich rund um die Uhr von allen Partien der WM – kurz nach den Schlusspfiffen finden Sie dort die Resultate und die ersten Berichte von den Spielen.

Wir freuen uns auf alle Spiele, auf schöne Bilder aus Südafrika, aufs Public Viewing in Deutschland, auf Ihre Reaktionen.

FRAUKE BÖGER, JAN FEDDERSEN, DOMINIC JOHNSON, JOHANNES KOPP, ISABEL LOTT, RICHARD NÖBEL, LALON SANDER, THOMAS WINKLER, DENIZ YÜCEL, CARL ZIEGNER – UND DIE TAZ-AKADEMIE