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Durchs DröhnlandSuperspitze Schuhe supercool

■ Die besten und schlechtesten, die wichtigsten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

Es war einmal eine Zeit, in der Metal und HipHop noch relativ säuberlich voneinander getrennt waren. Irgendwann jedoch begannen langhaarige Spinner allerdings, die so hermetisch abgeriegelte Metallbranche aufzuweichen und Funk, Rapping, ja gar Breakbeats in das Gestampfe zu integrieren. Die allerersten, die sich hochoffiziell zum Crossover bekannten, waren Mordred, als sie DJ Aaron „Pause“ Vaughn in den geweihten Gruppenkreis aufnahmen. Dem Konzept Rockband wurden mit der Hereinnahme eines DJ neue Möglichkeiten eröffnet, gleichzeitig eine musikalische Entwicklung personifiziert und institutionalisiert. Doch als festes Mitglied schwand sein Einfluß rapide. Und als auch noch Sänger Scott Holderby durch Paul Kimball ersetzt wurde, war's endgültig vorbei mit der Vorreiterrolle von Mordred. Kimball kam aus der Punkszene und hat wohl seine Vorstellungen durchgesetzt, hin zu einem kompakteren, den Hardcore nicht mehr nur streifenden Sound. Hatten Mordred auf ihrer zweiten Platte noch die Stirn besessen, sich selbst zu samplen und ihrem schwerfälligen Metal per HipHop-Infusion Eleganz zu verschaffen, fristet Vaughn sein Dasein inzwischen hauptsächlich an den Keyboards, anstatt die Tonarme zu schwenken. So spielen Mordred nurmehr einen flotten Hardcore, proper produziert, aber halt kaum groovend. Und von ihren Pionierleistungen sind sie weit entfernt. Dafür verdienen sie endlich Geld. Ist ja auch schön.

Am 7.10. um 22 Uhr im SO 36, Oranienstraße 190, Kreuzberg

Moist sind ein klassischer Fall von Torschlußpanik. Die Plattenfirmen kaufen alles auf, was eine E-Gitarre richtig herum halten kann (da wär' ihnen Jimi Hendrix schon mal entgangen), und plötzlich findet sich ein kanadisches Quintett nach dem ersten Tape schon bei der EMI. Und spielt dabei eigentlich bloß recht hübschen, manchmal gar schönen, im großen und ganzen aber konservativen Gitarrenrock. In Kanada hat es schon für Platz eins der Verkaufscharts gelangt, mit dem richtigen Video könnten sie es vielleicht Soundgarden gleichtun.

Am 7.10. um 21 Uhr im Huxley's Junior, Hasenheide 108–114, Neukölln

Obacht jetzt. Dies ist (oder mindestens könnte sein) das nächste große Ding, falls England dazu noch in der Lage sein sollte. Das Ding heißt Echobelly, und Morrissey ist ein großer Fan – angeblich. Für mich hörte sich das zwar zuerst mal nur an wie eine zugegebenermaßen sehr gut aufgemotzte Neuversion von Blondie, aber wenn man die Texte liest, wackeln die Ohren. Da schickt Sonya Aurora-Madan, ihres Zeichens eine anglo-asiatische Ex-Kickboxerin, trocken ihren Freund zum Teufel, rät allen unterdrückten Frauen, sich eine Knarre zu holen und den Mannsleuten die Lichter auszublasen, oder bringt in kurzen Sätzen (wohl ihre eigenen Erfahrungen mit) den Rassismus auf den Punkt, ohne platte Parolen zu finden: „I've been scrubbing at my skin you see/ But the colour remains on me“. So verbinden Echobelly den politischen Aktionsradius der riot grrrls mit der Eleganz frühen Waves, ziemlich zauberhaft. Vielleicht schreiben die vier doch mal wieder ein neues Kapitel in der Geschichte des subversiven englischen Pop.

Mit Blur und Le Hammond Inferno am 9.10. um 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg

Was passiert, wenn der moderne Mensch all seiner technischen, sozialen und zivilisatorischen Hilfsmittel beraubt und wieder ganz auf seine Herkunft als Tier zurückgeworfen wird, beschreibt als Film zum Beispiel „Themroc“. Als Musik dürften diesem Zustand Les Tambours Du Bronx am nähesten kommen. 22 französische Trommler aus der Stahlstadt Nevers mit 22 Ölfässern, die brachial die Endzeit vertonen. Jene Endzeit, in der wir uns längst befinden. Doch ist dies nicht romantisch, die Rhythmen ziehen einen kaum in ihren monotonen Bann, die Chorgesänge entbehren jedes musikalischen Charmes. Das ist stumpf, brachial, den Untergang nicht vertuschend, nicht einmal kommentierend. Eher treibt es ihn irre mit einem Klang voran, der böser ist als der von Maschinen.

Am 9.10. um 21 Uhr in Huxley's Neuer Welt

Fast zehn Jahre her, da durften auf keiner Party die Fleshtones fehlen. Vorzugsweise das „Live in Paris“-Album, mit dem bezeichnenden Satz „Speed Connection – Everybody needs one“ auf der Coverrückseite. Daß es sie überhaupt noch gibt, hat mich schon überrascht, erkannt hätte ich sie vom Hören nicht mehr – wo zum Teufel sind die Bläser geblieben? Mein Gott, diese Band war ein Nichts ohne diese gewaltigen, mächtigen, aufgeblasenen Bläser. Der Rest war noch nicht mal mehr Rhythm & Blues. Auf der neuen Platte sind zwar auch zwei Menschen abgebildet, die Blasinstrumente halten, aber man hört sie nur sehr, sehr schwer. Klartext: Die Fleshtones sind Menschen geblieben, die heute noch superspitze Schuhe supercool finden und Sonnenbrillen auf Promofotos tragen. Nun gut, das wär' ja verzeihlich gewesen, wären die Bläser noch da, aber so: Setzen, 6.

Am 11.10. um 21 Uhr im Huxley's Junior

Da züngelt mal eine Gitarre, dann klopft was, dann schreit jemand, dann findet auch mal alles auf einmal statt. Für meinen Kopf ist das zuviel, vielleicht bin ich heute auch einfach nicht in Stimmung, weil ich meine Kinder schon geschlagen habe. Auf jeden Fall hat selten ein Gruppenname besser gepaßt als der dieses Berliner Duos: Freicore. Krank & Grandios wär' auch hübsch gewesen. Ja, das Tier im Manne (s.a.o.). Zu oft kommt es raus. Und wenn es Musik macht, tut es wenigstens niemand anderem weh.

Am 13.10. um 22 Uhr im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Prenzlauer Berg, und am 14.10. im Tacheles, Oranienburger Straße 53–56, Mitte

Abschließend zur unverzichtbaren Abteilung: Legenden, die nicht davon leben können. Seit Urzeiten hat Nick Saloman ein eigenes Fanzine, eine eigene Plattenfirma, auf der er hauptsächlich eigene Platten verlegt, und seit Urzeiten ist er ein halbwegs erfolgloser Rock'n'Roller. Im Alleingang nimmt er als Bevis Frond auf, auf Tour geht er mit alten Kumpels. Zu spät gekommen, um ein originaler Hippie zu sein, zu früh dran gewesen, um ein moderner zu werden. Daß sich sein Garagenrock als Grunge inzwischen in den Charts festgesetzt hat, ist nur eine der vielen Ironien, die das Leben für einen wie Saloman so bereit hält. Aber er weiß wenigstens, woran es liegt: „Ich bin ein alter Sack. Mein Bierbauch und meine Falten passen nicht in den Mainstream.“ Also tut ein gutes Werk. Wo kriegt man für eine wohltätige Spende als Dreingabe auch noch gute Musik?

Am 13.10. um 21 Uhr im Huxley's Junior Thomas Winkler

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