Duisburg vs. Stuttgart: MSV, arme Sau
Duisburg schlägt sich wieder einmal selbst und verhilft Stuttgart zu einem schmeichelhaften 3:2-Auswärtssieg
DUISBURG taz Walter Hellmich, Bauunternehmer und Präsident des MSV Duisburg, wird in den kommenden Tagen mal einen seiner Angestellten zur Arena schicken müssen, um den Eingang zum Kabinengang neu verputzen zu lassen. Sven Beuckert hatte den Schaden verursacht, als er nach dem Spiel gegen den VfB Stuttgart ein Loch in die Decke schlug. "Das gibts doch gar nicht", brüllte der Duisburger Torwart. Hellmich wird ihm die Reparatur kaum in Rechnung stellen. Beuckerts Zorn war leicht nachzuvollziehen. In der 92. Minute musste der MSV das 2:3 gegen den deutschen Fußballmeister hinnehmen. Zwei Wochen zuvor schaffte Borussia Dortmund in der Nachspielzeit den 3:3-Ausgleich beim MSV Duisburg. "Wie kann eine Mannschaft so viel Pech haben?", klagte Christian Tiffert daher. Eine mögliche Antwort gab er am Samstag selbst, als er über die Leistung in den ersten 45 Minuten sprach: "Das war die schlechteste Halbzeit meines Fußballerlebens."
Als die Spieler nach der Pause aus der Kabine kamen, erhielten die Stuttgarter Beifall von den Anhängern in Zebratrikots. "Wenn wir rechnerisch abgestiegen sind, lasse ich mich gern beschimpfen, aber so lange sollten uns die Zuschauer unterstützen", klagte Verteidiger Björn Schlicke. Wenn er - wie angekündigt - sich das Spiel noch einmal angesehen hat, wird er Verständnis aufbringen. Dem Meidericher Sportverein gelang in der ersten Halbzeit einfach nichts. Selbst Bemühen war nicht zu erkennen: peinlich, gruselig, abschreckend.
Es war genau die richtige Aufbauhilfe für den Meister. Dessen Trainer Armin Veh hatte auf die vielen Gegentore reagiert und sein System umgestellt. Statt mit der bevorzugten Raute im Mittelfeld und zwei Stürmern bot er einen Angreifer (Mario Gomez), ein Schutzschild vor der Viererkette (Pavel Pardo) und davor vier Mittelfeldspieler auf einer Linie auf, von denen nur Yildiray Bastürk leicht nach vorn ausgerichtet war. Das gab den Stuttgartern zumindest ein gutes Gefühl, denn Vehs Erkenntnis ("Wir haben nichts zugelassen") hatte angesichts der Duisburger Vorstellung keine Aussagekraft.
Wie fragil das Gebilde VfB 2007/08 ist, zeigte sich nach der Pause. Die Führung durch zwei Tore von Gomez (16., 41.) wurde innerhalb von acht Minuten verspielt. Nach dem 1:2 durch Claudiu Niculescu (49.) habe die Mannschaft angefangen "zu zittern", wie Veh zugab. Dem Ausgleich von Manasseh Ishiaku (57.) folgten bis zum glücklichen Siegtreffer von Thomas Hitzlsperger nur noch Chancen der Duisburger, die in der zweiten Halbzeit den erbärmlichen Eindruck teilweise korrigierten.
"Man hat wieder gesehen, dass wir zu schnell unsicher werden und nach Gegentreffern einbrechen", erkannte Gomez. Der Trainer hakte die Partie schnell ab: "Wir hatten eine schwierige Situation und brauchten ein Ergebnis. Deshalb bin ich froh."
Noch dringender als der VfB benötigen die Duisburger am kommenden Samstag in Bielefeld einen Erfolg. Die Arminia ist die einzig verbliebene Mannschaft am rettenden Ufer, die für den MSV in Reichweite bleibt. "Ich glaube, dass wir den Klassenerhalt noch schaffen können. Und dann greifen wir an", sagte Bauunternehmer Walter Hellmich. Manch ein Anhänger des MSV würde gern ein Loch in die Decke hauen, wenn er den Präsidenten so träumen hört.
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