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Drohgebärden gegen Tutu

■ Kirchenmänner bei Demonstration in Kapstadt vorübergehend festgenommen / Deutsche Kirche fordert Botha zum Dialog mit schwarzer Mehrheit auf

Johannesburg (dpa/ap) - Die südafrikanische Polizei hat am Montag eine von Kirchen organisierte Demonstration gegen das vom Apartheid–Regime letzte Woche verhängte faktische Verbot 18 großer Oppositionsgruppen mit Gewalt aufgelöst und etwa 25 prominente Geistliche vorübergehend festgenommen. Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, anglikanischer Erzbischof von Kapstadt, und die anderen Geistlichen kamen nach Feststellung ihrer Personalien wieder frei. Auch mehrere Laien unter den etwa 150 Demonstranten sowie einige Journalisten wurden nach Angaben von Augenzeugen abgeführt und kurz darauf wieder freigelassen. Mit Wasserwerfern trieb die Polizei die restlichen Teilnehmer der Demonstration vor dem Parlamentsgebäude auseinander, wo die Geistlichen eine Petition übergeben wollten. Tutu, der Präsident des Weltbundes reformierter Kirchen Allan Boesak, der Generalsekretär des südafrikanischen Rats der Kirchen Frank Chikane, der katholische Erzbischof von Kapstadt Stephen Naidoo, der Präsident der Methodistenkirche Khoza Mgoja und andere hatten sich zuvor in der anglikanischen St.– Georg–Kathedrale versammelt, wo Chikane die an die Regierung gerichtete Petition vorlas. Darin wurden die Restriktionen, die Pretoria am letzten Mittwoch über Oppositionsgruppen der schwarzen Bevölkerungsmehrheit verhängt hatte, scharf kritisiert. Weiter kündigten die Kirchenführer an, sie würden „alle Möglichkeiten ausschöpfen, um jene Aktivitäten fortzusetzen, die Sie anderen Organisationen verboten haben“. Für die Aufhebung des Verbots der Opposition in Südafrika setzten sich auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Martin Kruse, Bundeskanzler Kohl und Bundesaußenminister Genscher ein. Kruse forderte einen politischen Dialog, um noch mehr Gewalt und Blutvergießen zu vermeiden. Er appellierte an Botha, alle politischen Gefangenen freizulassen, die Bannungen der oppositionellen Organisationen und Personen aufzuheben und Gespräche mit den Vertretern der schwarzen Mehrheit zu beginnen. Kanzler Kohl zeigte sich „sehr besorgt“.

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