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Dreihundert Jahre für US–Mafiosi

■ Führende New Yorker Mafiosi im größten Mafia–Prozeß der US–Kriminalgeschichte für schuldig befunden Bislang erfolgreichster Schlag gegen das organisierte Verbrechen / Verkündung des Strafmaßes im Januar

New York (afp/dpa) - Drei „Paten“ der amerikanischen Mafia sowie fünf untergeordnete Mitglieder des organisierten Verbrechens sind am Mittwoch von einem New Yorker Bundesgericht für schuldig befunden worden, der „Kommission“ anzugehören. Die „Kommission“ wird als „Verwaltungsrat des organisierten Verbrechens“ angesehen. Drei Chefs der fünf New Yorker „Mafia–Familien“ müssen damit rechnen, den Rest ihres Lebens hinter Gittern zu verbringen. Das Strafmaß soll am 6. Januar verkündet werden. Antony Salerno, genannt „dicker Tony“, Chef des Genovese– Clans, ist bereits 75 Jahre alt. Anthony Coralla, genannt „Tony der Drückeberger“, Chef der Familie Lucchese, bringt es auf 73 Lenze. Der Chef der Familie Colombo, Carmine Persico (“die Schlange“), ist 53 Jahre alt. Jeder der acht Angeklagten, denen Erpressung u.a. vorgeworfen wird, muß mit jeweils 300 Jahren Gefängnis rechnen. Erstmals in den USA übernahm ein führender Mafioso, Carmine Persico, selbst seine Verteidigung. Er hatte den New Yorker Prozeß als „Hollywood–Produktion“ bezeichnet. Am Montag war Persico in einem weiteren Prozeß verurteilt worden. Die Bundesstaatsanwälte ließen 85 Zeugen antreten, stundenlang wurden abgehörte Telefongespräche vorgespielt. Die „Kommission“ war 1931 von Charles „Lucky“ Luciano eingesetzt worden. Sie regelt alle anfallenden Probleme der US–Mafia und zeichnet auch Hinrichtungsbefehle gegen „unbequeme“ Mafiosi. Die zwölf Juroren, deren Identität aus Sicherheitsgründen geheim gehalten wurde, waren offensichtlich der Auffassung der Staatsanwaltschaft gefolgt, daß die Angeklagten Mitglieder jener geheimnisvollen „Kommission“ waren, die als eine Art Direktorium des Verbrechens ein halbes Jahrhundert lang die US–Unterwelt kontrolliert haben soll. Staatsanwalt Rudolph Giuliani sagte nach dem Schuldspruch, jetzt sei es realistisch anzunehmen, „daß die Mafia zerstört werden kann“. „Dies ist nur der Anfang“, sagte Giuliani. Chefankläger Cherkoff nannte die Angeklagten „die brutalsten Verbrecher in den Vereinigten Staaten“.

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