: Dreckige Propaganda -betr.: "Bombenanschlag auf die FDP-Zentrale", taz vom 27.9.94
Betr.: „Bombenanschlag auf die FDP-Zentrale“, taz vom 27.9.
Das antifaschistische Komitee hat am 20. September eine Veranstaltung mit der Gruppe „Kein Friede“ (Frankfurt) im Theater am Leibnizplatz gemacht. Diese ist bis dato leider in den Printmedien unerwähnt geblieben. Umso mehr erstaunt uns, unsere Veranstaltung nun in einem äußerst fragwürdigen Zusammenhang erwähnt zu sehen, locker-flockig-nebenher wird von der Autorin eine Verbindung zwischen unserer Veranstaltung und dem Anschlag gezogen. Bravo!
Da beschäftigen sich Gruppen wie wir im Rahmen einer öffentlichen und großangekündigten Veranstaltung mit dem Thema antiimperialistischer Kampf, dann gibt es noch den prickelnden Schuß personeller Verbindungen – und fertig ist das Konstrukt. Aber so einfach ist das nicht. Wir arbeiten seit ca. einem Jahr mit einem Konzept, das davon ausgeht, das offensive antifaschistische Arbeit ohne eine offene und öffentliche Diskussion nicht weiterkommt. Dementsprechend gestalten wir unsere Politik. Wir machen Veranstaltungswochen, Diavorträge auf dem Marktplatz und beteiligen uns an antifaschistischen Demonstrationen. Wir wissen, daß wir, sollte unsere Arbeit erfolgreich sein, mit Repression von Seiten des Staates konfrontiert sind. Aber das wird unsere Diskussionen nicht verhindern.
Wenn uns nun mit dem Terrorismus-Vorwurf geantwortet werden soll, so ist das der Vorwurf, den schon seit Jahrzehnten immer wieder politische, engagierte Menschen an den Kopf geknallt bekommen, meist im Zuge einer Kriminalisierung ihrer politischen Arbeit. Unter diesem Vorwand läßt sich gegen jede politische Gruppe vorgehen, bezweckt ist eine Entpolitisierung ihrer Inhalte. Das Wort Terror bringt den Unterdrückungsapparat und die Repression, die der Staat praktiziert, auf einen Begriff. Für unsere Politik ist es nicht zu verwenden.
Diese Argumentation macht nur zum wiederholten Male deutlich, mit was wir es zu tun haben: Staatsterrorismus. Am selben Tag werden in Mannheim über dreihundert KurdInnen festgenommen und brutal zusammengeschlagen. Heute morgen hat es in Bremen diverse Hausdurchsuchungen gegeben – anscheinend im Zusammenhang mit der geplanten Demonstration gegen die nationalistischen Feiern am 3. Oktober. Wir protestieren gegen diese Durchsuchungen. Für diese tragen Berichterstatter, wie sie in der taz zuHause sind, mit ihrer dreckigen Propaganda einen Teil der Verantwortung.
Antifaschistisches Komitee, St.Pauli-Str. 10/12, Bremen
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