■ Dolle Diva: Dee in der Oper
Wenn Georgette Dee kommt, ist das Haus am Goetheplatz voll. Bis auf den obersten Rang. Bremen ist Georgette-Dee-Fan-Stadt – was Wunder. Auch das neue Programm der Diva („WEGELiederer“) ist leidenschaftlich, lustig, dramatisch, klug: „Viele Alltagsgeschichten haben keine Pointe und passieren doch.“
Natürlich war sie stimmlich schon mal besser drauf. Längst ist der hochprozentige Bühnenschluckvorrat reinem Wasser gewichen (bei Harry Rowohlt siehts genauso aus), nicht jede Höhe lebt noch, das tief gebratzte „uuund“ ist mehr denn je Markenzeichen und Kettenrauchfolge. Doch zumindest in der zweiten Halbzeit war man wieder restlos fasziniert: Nichts fehlt dieser opulenten Bühnenfigur. Und mit Terry Truck am Flügel ist sie kongenial.
Georgette-Abende können unter zu großen Sälen leiden – dieses Konzert im Opernhaus nicht. Trotz Foyer-Weinen, die eher durch ihren Preis als durch Qualität auffallen, und einem nicht immer glücklichen Tontechniker, der die Diva fragen ließ: „Könnte ich etwas weniger Kathedrale im Monitor haben?“
Georgette Dee changierte zwischen ihrer Poesie („in einem frischen Kleid aus Vogelgezwitscher“), ihrer Dramatik und ihrer Schonungslosigkeit. Den hübschen Singvogel lässt sie nach zartem Gesang am Fenster zerschellen, und die Diva resümiert trocken: „Deine eigene Scheibe hast Du noch nicht erreicht – also sing.“
Henning Bleyl
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