: Dollarkurs: Fallweise Erpressung
■ Währungspolitischer Druck auf Bonner Wirtschaftspolitik
Washington (dpa/taz) - Die Spekulationen, daß die Vereinigten Staaten als Antwort auf Zinserhöhungen in der Bundesrepublik und den Rekord–Kurssturz an Wall Street eine weitere Senkung des Dollarkurses im Vergleich zur DM zulassen werden, sind auch am Wochenende nicht verstummt. Die New York Times berichtete am Sonntag unter Berufung auf hohe amerikanische Regierungsbeamte, daß Regierung und Zentralbank nicht eingreifen würden, wenn der Dollar auf den Währungsmärkten wegen der Zinserhöhungen in der Bundesrepublik unter Druck geraten werde. Baker hatte am Samstag in einem anderen TV–Interview die Zinserhöhungen in der Bundesrepublik als Anlaß dafür bezeichnet, „Umfang und Grundlagen“ der Absprachen zur Stabilisierung der Wechselkurse und zum Abbau wirtschaftlicher Ungleichgewichte „zu untersuchen“. Er warf den Deutschen vor, gegen den „Geist“ des Louvre–Abkommens verstoßen zu haben. Sie könnten nicht erwarten, so Baker, daß die Amerikaner einfach stillhielten oder auf ihrem „Deflationspfad“ sogar folgten. „Wenn sie (die Deutschen) meinen, sie müßten ihre Zinsen anziehen, statt sie stabil zu halten oder sogar zu lockern, was wir selbstverständlich möchten, weil sie einen bedeutenden Überschuß, eine sehr, sehr niedrige Inflation und sehr, sehr niedriges Wachstum hatten..., ist es vielleicht wichtig, daß wir uns hinsetzen und die Konsequenzen eines solchen Schrittes für unsere Unternehmungen nach der Louvre–Vereinbarung untersuchen. Nichts anderes schlage ich vor“, sagte Baker. Der Dollar reagierte auf all das höchst empfindlich - siehe Wechseltresen.
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